Archiv der Kategorie: Die Stadt

Die 20er Jahre (2) | Lichtbild (3): Düsseldorf International

Blick auf den Düsseldorfer Flughafen im Jahr 1932 (Blickrichtung: Westen). Während die Terminals heute in Unterrath liegen, lagen die Flughafengebäude damals noch bei Lohausen. Links die Abfertigung (früher Luftschifferkaserne), in der Mitte die Verwaltung, Rechts die Hangars und einige Flugzeuge. Darüber ist die heutige Stadtbahnlinie nach Duisburg (U79) zu erkennen, dahinter liegt die „Fliegersiedlung“, deren Straßen die Namen berühmter Flieger trugen. Ganz oben ist die Lohauser Kirche zu sehen.
Das Jahr 1926 war die Geburtsstunde von „Düsseldorf International“, dem Flughafen der Stadt. Schon früher hatten sich Stadt und vor allem die Oberschicht luftfahrtbegeistert gezeigt und im Ersten Weltkrieg war auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lohhausen ein militärisches Fluggelände entstanden. Doch auch hier brachte das Kriegsende einen Rückschlag. Das Reich verlor die Lufthoheit über dem Rheinland und die Besetzung durch die Franzosen tat ihr übriges, um die Pläne eines Flughafens zu verhindern. Flugplätze in Westdeutschland wurden als direkte Bedrohung Frankreichs wahrgenommen. Im August wurde das Areal in Lohausen immerhin zum Notlandeplatz hochgestuft. Am 6.Januar 1926 wurde die Deutsche Lufthansa gegründet und im Mai des Jahres rückte Düsseldorf-Lohausen zum Verkehrslandeplatz auf. Das Reich und der preußische Staat planten allerdings nicht mit Düsseldorf, sondern erkoren Köln und Essen-Mühlheim zu den zentralen Flughäfen für Rheinland und Ruhrgebiet. 1927 gründete die Stadt schließlich die Flughafenbetreiber- gesellschaft mbH und am 20./21.Mai des Jahres überquerte Charles Lindbergh den Atlantik. Dem Flugverkehr schien keine Grenzen mehr gesetzt. 1929 folgte schließlich der Durchbruch für Düsseldorf-Lohausen: Die belgische Fluggesellschaft Sabena flog den Flughafen nun an und auch die Lufthansa verlegte im März des Jahres nach Protesten aus der Wirtschaft sechs Linien nach Düsseldorf. In diesem Jahr kamen 1034 (1930:1799) Personen in Düsseldorf an, 976 (1930: 1923) flogen ab und 876 (1930: 1208)Passagiere stiegen um.[2]

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[1] Plan & Karte Münster: Luftaufnahme des Flughafens 1932, Aufnahmedatum 1932, Bildersammlung des Stadtarchivs Düsseldorf, Bildnummer: 056 700 007.
[2] Peter Hüttenberger: Düsseldorf. Geschichte von den Anfängen bis ins 20.Jahrhundert. Band 3: Die Industrie- und Verwaltungsstadt (20.Jahrhundert), Düsseldorf, 2.Aufl. 1990, S.383f.
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Lichtbild (2): Rosenmontag 1929

Rosenmontagszug 1929 unter dem Motto „Karikadzd“. (Bei einer Außentemperatur von -16 Grad) [1]
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[1] Rolf Lantin: Rosenmontagszug „Karikatur der Zeit“ bei einer Temperatur von -16 Grad, Aufnahmedatum 1929, Bildersammlung des Stadtarchivs Düsseldorf, Bildnummer: 007 140 001.
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Lichtbild (1): Karneval 1929

Karnevalskostüme der Gesellschaft der Gasthausangestellten beim Kostümball im Café Palast 1929 [1]
Die 20er Jahre (1): Karneval
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[1] Gruppenfoto vom Kostümball der Gesellschaft der Gasthausangestellten im Café Palast, Aufnahmedatum 1929, Bildersammlung des Stadtarchivs Düsseldorf, Bildnummer: 007 110 007.
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Die 20er Jahre (1): Karneval

Der Karneval ist auch in Düsseldorf keine Erfindung der 20er Jahre. Dennoch lohnt es sich einen Blick darauf zu werfen, schließlich begann Kürten seine Düsseldorfer Morde im Februar 1929. Doch entgegen der Erwartungen an die „Goldenen Zwanziger“, war Karneval – zumindest der Straßenkarneval – kein Teil von ihnen. Zwischen 1915 und 1927 gab es keinen Rosenmontagszug. Der letzte wurde vor dem Krieg gefeiert, im Frühjahr 1914. Mit dem Kriegsausbruch wurde Karneval, Kirmes und Schützenfeste verboten. Alfons Houben beschreibt die Lage nach dem Weltkrieg:
„Der Weltkrieg mit den Folgen einer gewaltigen Umwälzung auf so vielen Gebieten schuf dem rheinischen Karneval eine völlig veränderte Lage. Die Gegensätzlichkeiten der Anschauungen in politischer, wirtschaftlicher und welt- anschaulicher Richtung, die allgemeine Lockerung aller sittlichen Gebundenheit, vor allem die trostlose, durch das Unglück des Krieges geschaffene Situation des Vaterlandes mit der Besetzung des Rheinlandes durch fremde Mächte: All dies ließ den Karneval zu einem ernsten Problem werden.“[1]
Das Verbot des Karnevals wurde auch nach dem Krieg nicht aufgehoben. Die Karnevalsvereine versuchten das Verbot durch Bälle und Kabarettveranstaltungen zu umgehen. Erst 1925 fanden wieder große Sitzungen statt, die sogar vom Rundfunk übertragen wurden. Mit dem Abzug der Besatzungstruppen und dem leichten Wirtschaftsaufschwung begann der Karneval zu erblühen, wenn auch nicht ohne Kritik. So beschwerte sich eine Düsseldorfer Zeitung über das drei Monate dauernde Volksfest, das der Wirtschaft nicht zuträglich sei. Dennoch stellte man 1928, 29 und 30 wieder drei Rosenmonatagszüge auf die Beine, bis die  Weltwirtschaftskrise zuschlug. Die Züge liefen unter den Mottos:
  • 1928: „Düsseldorf, wie es wor, wie et es, wie et wöhd“
  • 1929: „Karikadzd“ (Karikatur der Zeit)
  • 1930: „Märchenzauber – alte, moderne und Zukunftsmärchen“
Bereits 1928 kamen bis zu 70.000 Gäste aus der näheren und weiteren Umgebung. 1929 gab es Finanzierungs- schwierigkeiten, die Stadt verweigerte eine Finanzhilfe von 10.000 RM (31 zu 29 Stimmen). Die Bevölkerung spendete daraufhin und konnte dann doch Rosenmontag schunkeln – trotz minus 18 Grad.

Und wann fand der Rosenmontagszug 1929 statt? Am 11. Februar. Drei Tage nach dem Mord an Rosa Ohliger und zwei Tage vor dem Mord an Rudolf Scheer – an Aschermittwoch.[2]

Lichtbild (1): Karneval 1929
Lichtbild (2): Rosenmontag 1929

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[1] Alfons Houben: 3x Düsseldorf Helau. Die Geschichte des Düsseldorfer Karnevals; 175 Jahre Comitee Düsseldorfer Carneval; 175 Jahre Rosenmontagszug; 175 Jahre Prinz Karneval, Meerbusch 1999, S.82.
[2] Alfons Houben: 3x Düsseldorf Helau. Die Geschichte des Düsseldorfer Karnevals; 175 Jahre Comitee Düsseldorfer Carneval; 175 Jahre Rosenmontagszug; 175 Jahre Prinz Karneval, Meerbusch 1999, S.82-89.

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Düsseldorf 1929 (2): Wirtschaftslage

Wirtschaft und das Jahr 1929 in einer Überschrift, das ruft ein deutliches Bild hervor: Der schwarze Freitag. Aber zunächst soll die Blick auf den Anfang der Weimarer Republik gerichtet werden. Mit dem Kriegsausbruch 1914 gab es in der Düsseldorfer Konjunktur einen leichten Abfall, bevor dann der Rüstungsmotor des Ersten Weltkrieges ans Laufen kam. 532 metallverarbeitende Unternehmen produzierten zwischen 1914 und 1918 Rüstungsgüter und beschäftigten 90.000 Arbeitskräfte, das waren doppelt so viel wie 1913. Aufgrund dieses hohen Bedarfs an Arbeitskräften wurden zunehmend Frauen, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter eingesetzt. 31% aller Arbeitskräfte waren 1918 in Düsseldorf Frauen. Die Haushaltsbelastungen der Stadt fielen trotz des Krieges vor allem aufgrund der Rüstungsbetriebe und ihrer Steuern gering aus, im Gegensatz zu anderen Städten im Kaiserreich. 
Mit dem Kriegsende folgte bei den Rüstungsbetrieben eine Entlassungswelle, gleichzeitig waren alte Außenhandels- beziehungen der Stadt verloren gegangen. Die Inflation setzte ein. Eine Erholung der Wirtschaft wollte nicht gelingen. Ein Facharbeiter verdiente 1913 einen Wochenlohn von 40 Mark, 1922 waren es 30.000, im September 1923 1.000.000 Mark. Acht große Düsseldorfer Banken litten unter Liquiditätsschwierigkeiten, die Stadt musste Notgeld drucken: 85 (vllt.auch 97) Trillionen Mark ließ die Stadt durch die Druckpresse laufen. Aber auf der anderen Seite war die Inflation für Stadt und Wirtschaft auch eine Chance: Alle Schulden verschwanden.
Mit der Besetzung Düsseldorfs durch die Franzosen gab es auch für die Wirtschaft Behinderungen. Die Franzosen führten eine Zollgrenze ein. Waren aus Düsseldorf und Waren nach Düsseldorf mussten nun verzollt werden. Als die Alliierten Anfang 1923 das Ruhrgebiet besetzten, rief man den Generalstreik aus. Nirgendwo wurde mehr gearbeitet und die Kosten dafür wurden aus der Reichskasse bezahlt, so dass für die Arbeitgeber kein Schaden entstand. In Düsseldorf gab es 110.000 Arbeitslose unter 420.000 Einwohnern. Erst am 3.Juli 1925 zogen die Franzosen ab, lange nachdem der passive Widerstand hatte aufgegeben werden müssen. Anfang 1926 folgten die Belgier, die das linke Rheinufer in Folge der Locarno-Verträge räumten.
Mitte der 20er Jahre begann Düsseldorf der Ausbau des tertiären Sektors, die Stadt wurde allmählich zum „Schreibtisch des Ruhrgebiets“. Die Zahl der Banken in Düsseldorf hatte sich seit dem Krieg verdreifacht. Eine bedeutende Änderung bei den metallverarbeitenden Betrieben ergab 1926 der Zusammenschluss verschiedener großer (Thyssen, Phoenix, Rheinmetall, u.a.) und kleiner Firmen zu den Vereinigten Stahlwerken mit Sitz in Düsseldorf.
Ein großes Ereignis war auch die „Große Ausstellung Düsseldorf für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen“ am Rheinufer nördlich der Oberkasseler Brücke im Jahr 1926. 7,5 Mio. Menschen besuchten die Ausstellung zwischen Mai und Oktober. 
Bis 1929 hielt sich eine vorsichtige aufstrebende Konjunktur, dann folgte die Weltwirtschaftskrise. 1929 gab es 16.829 Arbeitslose, im folgenden Jahr schon 31.044 und 1933 den Spitzenwert von 64.129, was eine Arbeits- losenquote von 27,3% bedeutete.
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[1] Hein Hoebink: Zwischen Anpassung und Moderne (1914-1945), in: Gesellschaft für Wirtschafts- dokumentationen (Hg.): Düsseldorfer Wirtschaftschronik, Wien 1996, S.I/169-I/186.