Wirtschaft und das Jahr 1929 in einer Überschrift, das ruft ein deutliches Bild hervor: Der schwarze Freitag. Aber zunächst soll die Blick auf den Anfang der Weimarer Republik gerichtet werden. Mit dem Kriegsausbruch 1914 gab es in der Düsseldorfer Konjunktur einen leichten Abfall, bevor dann der Rüstungsmotor des Ersten Weltkrieges ans Laufen kam. 532 metallverarbeitende Unternehmen produzierten zwischen 1914 und 1918 Rüstungsgüter und beschäftigten 90.000 Arbeitskräfte, das waren doppelt so viel wie 1913. Aufgrund dieses hohen Bedarfs an Arbeitskräften wurden zunehmend Frauen, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter eingesetzt. 31% aller Arbeitskräfte waren 1918 in Düsseldorf Frauen. Die Haushaltsbelastungen der Stadt fielen trotz des Krieges vor allem aufgrund der Rüstungsbetriebe und ihrer Steuern gering aus, im Gegensatz zu anderen Städten im Kaiserreich.
Mit dem Kriegsende folgte bei den Rüstungsbetrieben eine Entlassungswelle, gleichzeitig waren alte Außenhandels- beziehungen der Stadt verloren gegangen. Die Inflation setzte ein. Eine Erholung der Wirtschaft wollte nicht gelingen. Ein Facharbeiter verdiente 1913 einen Wochenlohn von 40 Mark, 1922 waren es 30.000, im September 1923 1.000.000 Mark. Acht große Düsseldorfer Banken litten unter Liquiditätsschwierigkeiten, die Stadt musste Notgeld drucken: 85 (vllt.auch 97) Trillionen Mark ließ die Stadt durch die Druckpresse laufen. Aber auf der anderen Seite war die Inflation für Stadt und Wirtschaft auch eine Chance: Alle Schulden verschwanden.
Mit der Besetzung Düsseldorfs durch die Franzosen gab es auch für die Wirtschaft Behinderungen. Die Franzosen führten eine Zollgrenze ein. Waren aus Düsseldorf und Waren nach Düsseldorf mussten nun verzollt werden. Als die Alliierten Anfang 1923 das Ruhrgebiet besetzten, rief man den Generalstreik aus. Nirgendwo wurde mehr gearbeitet und die Kosten dafür wurden aus der Reichskasse bezahlt, so dass für die Arbeitgeber kein Schaden entstand. In Düsseldorf gab es 110.000 Arbeitslose unter 420.000 Einwohnern. Erst am 3.Juli 1925 zogen die Franzosen ab, lange nachdem der passive Widerstand hatte aufgegeben werden müssen. Anfang 1926 folgten die Belgier, die das linke Rheinufer in Folge der Locarno-Verträge räumten.
Mitte der 20er Jahre begann Düsseldorf der Ausbau des tertiären Sektors, die Stadt wurde allmählich zum „Schreibtisch des Ruhrgebiets“. Die Zahl der Banken in Düsseldorf hatte sich seit dem Krieg verdreifacht. Eine bedeutende Änderung bei den metallverarbeitenden Betrieben ergab 1926 der Zusammenschluss verschiedener großer (Thyssen, Phoenix, Rheinmetall, u.a.) und kleiner Firmen zu den Vereinigten Stahlwerken mit Sitz in Düsseldorf.
Ein großes Ereignis war auch die „Große Ausstellung Düsseldorf für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen“ am Rheinufer nördlich der Oberkasseler Brücke im Jahr 1926. 7,5 Mio. Menschen besuchten die Ausstellung zwischen Mai und Oktober.
Bis 1929 hielt sich eine vorsichtige aufstrebende Konjunktur, dann folgte die Weltwirtschaftskrise. 1929 gab es 16.829 Arbeitslose, im folgenden Jahr schon 31.044 und 1933 den Spitzenwert von 64.129, was eine Arbeits- losenquote von 27,3% bedeutete.
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[1] Hein Hoebink: Zwischen Anpassung und Moderne (1914-1945), in: Gesellschaft für Wirtschafts- dokumentationen (Hg.): Düsseldorfer Wirtschaftschronik, Wien 1996, S.I/169-I/186.