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Die Akte (3): Rosa Ohliger (08.Februar 1929)

Am 8. Februar 1929 machte sich Rosa Ohliger, eine acht Jahre alte Schülerin, in der Rosmarinstraße, wo sie bei einer Freundin gewesen war, kurz bevor es dunkel wurde auf den Heimweg. Doch dort sollte sie nie ankommen. Am nächsten Tag, einem Samstag, fand man ihre mit vielen Stichwunden versehene Leiche, die mit Petroleum übergoßen und angezündet worden war, an einem Bretterzaun an der Ostseite der Vinzenzkirche. Hinter dem Bretterzaun wurde gerade eine Badeanstalt errichtet – der heutige Düsselstrand an der Kettwiger Straße.[1]
Die Leiche war vollständig bekleidet, die Stiche gingen durch Mantel und die anderen Kleidungsstücke hindurch. Der Gerichtsmediziner Karl Berg fand 13 Stichwunden, von denen fünf das Herz trafen. Außerdem wurde festgestellt, dass der Täter das Mädchen vorher zur Bewusstlosigkeit gewürgt hatte und erst anschließend auf sie einstach.[2]
Kürten bestätigte später die Schlussfolgerungen des Gerichtsmediziners. Außerdem gab er an, dass er anschließend nach Hause ging, sich auf Blutflecke untersuchte (aber keine fand) und die Schere reinigte. Danach fuhr er ins Kino, da er noch ein „Freibillet“ hatte. Nachdem er nach Hause zurückgekehrt war, füllte er eine Flasche mit Petroleum aus der Petroleumlampe und ging zurück zum Tatort. Aufgrund vieler möglicher Zeugen ließ er von seinem Vorhaben ab, lehnte die Flasche an den Zaun und ging. Am nächsten Morgen lief er gegen 6 Uhr schnell zum Tatort, der schlecht einsehbar war, übergoß die Leiche und zündete das Petroleum an, um „die Empörung noch zu steigern.“[3]
Die Tat, das Anzünden der Leiche und die wiederholte Rückkehr an den Tatort erregte Kürten ebenso wie die Zeitungsmeldungen. Im Gespräch mit Prof. Sioli gab er später an, wie es auf ihn wirkte:
„Die Wirkung war in den meisten Fällen noch intensiver als wie bei Begehung der Tat, aber auch nicht in allen Fällen. Dazu mag beigetragen haben, daß ich die Zeitung meistens da gelesen habe, wo sie ausgehangen waren, daß um mich herum viele Leute standen, die sich auch über die Tat entsetzten[…]“[4]

Mit der Ermordung der kleinen Rosa Ohliger erregte Kürten erstmals die Düsseldorfer Öffentlichkeit, die damals noch nicht wissen konnte, dass dieser Kindermord erst der Auftakt einer beispiellosen Mord- und Überfallserie war.

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[1] Kriminal-Magazin: Der Massenmörder von Düsseldorf, S.15f.
[2] Karl Berg: Der Sadist, S.72ff.
[3] Karl Berg: Der Sadist, S.118f.
[4] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.206f..
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Die vollen bibliographischen Angaben, soweit hier nicht genannt, sind am unteren Ende der Seite aufgeführt.