Der Vater Peter Kürtens wurde 1859 in Köln-Kalk geboren und arbeitete in Mülheim bei Köln als Sandformer in einer Gießerei. Mit seiner Frau, die aus Wesseling stammte, hatte er 13 Kinder, wovon Peter Kürten (*26.Mai 1883) das dritte war. 1893 zog der Vater mit der Familie von Mülheim nach Düsseldorf, um bei Haniel & Lueg eine Stelle anzutreten. Die Familie Kürten lebte erst auf der Grafenberger Allee in einer 2-Zimmer-Wohnung und später in der Hohenzollernkolonie in Grafenberg, wo die Familie eine 3-Zimmer-Wohnung bezog. 1898 wurde der Vater wegen versuchter Blutschande mit der ältesten Tochter zu eineinhalb Jahren Gefängnis[1] verurteilt, seine Frau ließ sich daraufhin scheiden. Peter Kürtens Mutter heiratete 1911 den Schreinermeister Brandenburg in Düsseldorf Flingern und starb 1926 oder 1927. Kürtens Vater war im Ersten Weltkrieg in Lüttich und Metz als Sandformer tätig. 1919 heiratete er eine Witwe, von der er sich im nächsten Jahr trennte. Ab 1925 bezog er Invalidenrente.[2]
Der Vater sagte über seinen Sohn:
„Über meinen Sohn Peter könnte ich, solange er bei mir war, nichts Böses sagen. In Mülheim habe ich eigentlich immer nur Gutes von ihm gehört. Die Mutter wird mir wohl verheimlicht haben, was nicht in Ordnung gewesen ist. In der Schule hat der Junge befriedigende Fortschritte gemacht.[…] Mein Sohn Peter war nicht frech, auch nicht unerzogen. Er hat mir nicht viel Schererei gemacht. Daher habe ich ihn in seiner Jugend auch nicht viel gehauen.“ [3]
Peter Kürten hingegen sagte in seiner Haftzeit in einer der Unterredungen mit Prof. Sioli, Professor für Psychiatrie an der Medizinischen Akademie Düsseldorf:
„Ich habe meinen Vater nie geliebt, aber immer gefürchtet. […] Ich habe meinen Vater schon in frühester Jugend als ein Ungeheuer kennengelernt, und es wurde und konnte uns dadurch, wenn die Mutter sagte, dann oder dann kommt der Vater, eine heillose Angst eingejagt werden. Denn auch zahlreich waren seine Exzesse, die ich auch in frühester Jugend schon miterlebt habe, bestehend in Zertrümmerung von Möbeln und Mißhandlung der Mutter und Gewalttätigkeiten gegen andere Menschen und Krakeelen und Trinken und so weiter.“[4]
Über seine Mutter sagte Kürten in der Untersuchung am 1.11.1930, dass er keine Anhänglichkeit, sondern eher eine gewisse Scheu ihr gegenüber verspürt habe. Er führte das zurück auf die Vorwürfe des Vaters wenn dieser betrunken war, dass sie versucht hätte die Kinder im Säuglingsalter umzubringen. Bei Peter Kürten soll sie als kleines Kind Erkältungen mit kalten Tüchern herbeigeführt haben.[5] In der Unterredung mit Prof. Karl Berg äußert Kürten über das Eheleben der Eltern: „Wenn es sich nicht um Eheleute gehandelt hätte, wäre das als Notzucht anzusprechen.“ Seine Jugend bezeichnet Kürten als „Martyrium“. [6]
Von den 13 Geschwistern Peter Kürtens starben zwei jung, einer fiel im Ersten Weltkrieg, zwei Brüder wurden mehrfach wegen schwerer Straftaten verurteilt.[7] Zu seinen Geschwistern hatte Kürten ebenfalls keine Bindungen, er bezeichnet seine Gefühle als „gleichgültig“ und „scheu“. Er pflegte keinen Kontakt zu ihnen. Einzige Ausnahme war die Schwester, die in Altenburg lebte und ihn zwischen 1921 und 1925 aufnahm.[8]
1897 begann Kürten eine Lehre als Sandformer im selben Betrieb, in dem sein Vater beschäftigt war. Nach zwei Jahren Lehrzeit brannte er mit gestohlenem Geld durch und wurde zum ersten Mal straffällig.
– – – – – – – – – – – – – – – –
[1] Karl Berg: Der Sadist, S.139
[2] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.82 ff.
[3] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.84 f.
[4] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.220.
[5] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.222.
[6] Karl Berg: Der Sadist, S.139.
[7] Karl Berg: Der Sadist, S.138.
[8] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.222.
– – – – – – – – – – – – – – – –
Die vollen bibliographischen Angaben, soweit hier nicht genannt, sind am unteren Ende der Seite aufgeführt.