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Die Akte Kürten im Blog – Eine Bilanz

Dieses Projekt ist heute am Semesterende angekommen. Die Geschichte des Serienmörders Peter Kürten ist gebloggt. War das nun ein erfolgreiches Projekt?

 

105 Artikel sind in knapp zwei Monaten entstanden und wurden  von 3.502 Besucher gelesen (für alle statistischen Angaben gilt: Stand 31.03.2011, 12:00 Uhr). Sie kamen aus
  • Deutschland (3.256)
  • den Vereinigten Staaten (62)
  • dem Vereinigten Königreich (24)
  • Österreich (20)
  • Frankreich (16)
  • Weißrussland (15)
  • der Russischen Föderation (11)
  • Australien (9)
  • der Schweiz (7)
  • und den Vereinigten Arabischen Emiraten (4)

Am meisten einzelne Aufrufe verzeichneten:

Dabei ist allerdings anzumerken, dass alle Artikel ja auf der Startseite komplett zu lesen waren und deshalb nicht angeklickt werden mussten, so dass diese Auswertung zwar interessant, aber nicht repräsentativ ist.

Die einzelnen Übersichtsseiten wurden auch unterschiedlich aufgerufen:

Die häufigsten Suchbegriffe, die auf den Blog führten lauteten:

  • peter kürten mörder (109)
  • peter kürten (108)
  • peter kürten düsseldorf (38)
  • peter kürten serienmörder (11)

 

Die beiden Umfragen waren leider nicht erfolgreich. Eine erhielt überhaupt keine Stimmen, die andere nur zwei, was zwar das optisch schöne Ergebnis von 100% bei „lehrreich“, „interessant“ und „gut gemacht“ ergibt, aber wenig aussagefähig ist.

 

Dies sind nur die nüchternen Fakten zu diesem Blog. Eine Frage ist noch offen: Macht es Sinn, historische Inhalte über das Internet zu vermitteln? Braucht es neben Radio, Film, Zeitschriften, Zeitungsartikeln und der „klassischen“ gebundenen Literatur noch ein weiteres Medium? Und was sind die Probleme und Möglichkeiten? Kurz: Wie lautet die Quintessenz der letzten zwei Monate?
Das Internet stellt eine weitere mediale Revolution dar, die diese Welt erlebt. Sie ist vergleichbar mit Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern und führt zu einer weltweiten Verbreitung von Wissen (Wikipedia, Online-Zeitungen aus aller Welt, Podcasts, Mediencenter der TV-Sender, etc.) und zu einer weltweiten Vernetzung seiner Benutzer (Twitter, Email, Soziale Netzwerke, etc.). Das Internet ist ein wichtiges Werkzeug der derzeit stattfindenden Revolutionen in der arabischen Welt, über die Rolle von Twitter und Facebook in Ägypten und Tunesien wurde bereits viel geschrieben. (Das wirft gleichzeitig die Frage auf, wie Historiker in Zukunft mit diesen Medien umgehen. Sollen sie, können sie archiviert werden und wie wertet man sie aus?)
Die Welt ist im Internet und wer sie erreichen will, muss ihr folgen. Die Geschichtswissenschaft darf sich dieser Entwicklung nicht verschließen, muss sich aber auch der Problematiken und Grenzen dieses Mediums bewußt sein. Es besteht nicht die Gefahr, dass alles, was nicht online geht, verschwinden wird, so wie die mündliche Tradierung der Geschichte mit den Büchern verschwand. Das Internet scheint (zur Zeit?) wenig geeignet für komplexe Diskussionen, eher abstrakten Theorien oder für die Darstellung vielschichtiger Forschungsliteratur. Sie leben von linearen Struktur des Buches. (Was nicht bedeutet, dass sie nicht im Internet zugänglich sein sollten. E-Books oder Formate wie Scribd machen dies möglich)
Das Internet scheint mir nach den Erfahrungen mit diesem Blog vor allem für klar definierte, klar abgegrenzte Themen geeignet zu sein. Mit Hilfe von Internetseiten oder Blogs lassen sich Themen wie „Der Vampir von Düsseldorf – die Akte Kürten“ gut darstellen und vermitteln. Das Internet bietet für die Darstellung und Vermittlung viele herkömmliche Medien an und bündelt sie. So kann man Ton einsetzen (Musik, O-Töne, Radio-Reportagen), Film, (Kino, TV-Dokus), Karten (als Bild eingebunden oder interaktiv wie bei Google Maps), Bilder (historische Fotografien, Gemälde, Lithographien, Stiche) und natürlich Texte. Aber genau hierin liegt (im Vergleich zur Hausarbeit) oft die Krux des Internet. Jede Verwendung eines der genannten Medien kommt einer Veröffentlichung gleich und damit ist man mittendrin im Urheberrecht. Mir persönlich ist es mehr als unklar, wo im Internet die wissenschaftliche Nutzung aufhört und ab wann man die Einwilligung des Rechteinhabers benötigt. Ein weiteres Problem könnte je nach Thema der Jugendschutz sein, nicht nur deshalb wurde hier auf die Veröffentlichung von Obduktionsfotos verzichtet.
Die vielen Möglichkeiten eine Internetseite zu gestalten und die vielen Medienformen, die hier zusammengeführt werden können, erfordern zu Beginn eines solchen Projekts eine genaue Struktur. Zwar erstellt man auch für eine Hausarbeit oder Aufsätze eine Gliederung, aber da im Internet die Textlänge gewöhnlich kürzer ist und dafür mehr eigenständige Artikel verfasst werden, muss man sich einen recht genauen Ablaufplan zurecht legen. Ursprünglich waren für diesen Blog 86 Artikel (ohne die Lichtbilder) geplant, mit 105 sind es zwar etwas mehr geworden, aber das war nicht dramatisch. Da einige Themen hier nur angerissen wurden (Die Stadt 1929), konnten auch einige Artikel nachträglich eingefügt werden und andere wurden dementsprechend nicht geschrieben.
Ein weiteres Problem des Internets betrifft das wichtigste Werkzeug des Historikers: die Fußnote. Abgesehen von behebbaren Formatierungsproblemen (in Googles Blogger kann man derzeit keine Fußnoten wie in Textverarbeitungs- programmen einfügen) gibt es bei online verfügbaren Quellen das Problem, dass sie selten die Beweiskraft eines gedruckten Werks haben. Das liegt zum einen daran, dass der Autor nicht immer klar identifizierbar ist und zum anderen, dass weder Links noch der Inhalt garantiert werden können. Hier fehlt es noch an einer komfortablen Möglichkeit, Internetseiten inklusive aller Inhalte (z.B. Bilder und eingebundene Videos) speicher- und damit haltbar zu machen, ohne dass die Rechte des Besitzers verletzt werden.
Im Gegensatz zum unveränderbar gedruckten, sind Texte in der digitalen Welt des World-Wide-Web dynamisch. Rechtschreibfehler sind jeder Zeit veränderbar, Biblio- graphien können laufend ergänzt werden, fehlerhafte Absätze können verschwinden, neue Daten hinzugefügt werden. In diesem Blog wurden am 27.März 2011 alle Tatort-Beiträge überarbeitet, da die verwendete und eingebundene Karte mit jedem neuen Fall ergänzt wurde, so dass der Leser, der nicht von Anfang an mitgelesen hat, inzwischen vor allem bei den frühen Tatort-Einträgen eine ungenaue Beschreibung vorfand. Im Fall Gertrud Schulte wurde auch die Markierung aufgrund von Erkenntnissen im Fall Reuter verschoben und dies im Text auch kenntlich gemacht, wobei das Datum der Veränderung genannt wurde. An diesen Beispielen wird deutlich, welche Chancen, aber auch welche Risiken eine geschichtswissenschaftliche Verwendung des Internets birgt. Es bedarf eines Kodex‘, evtl. auch einer speziellen Programmierung, der garantiert, dass die Veränderungen nachvollziehbar sind. Das mag für viele schon eine Verständlichkeit sein, Fehler z.B. durchzustreichen und dann nachvollziehbar zu ändern, doch die Methodik sollte einheitlich sein und nicht nur auf Gewohnheiten basieren.
Ebenfalls zu berücksichtigen ist bei der Darstellung und Vermittlung von historischen Inhalten im Internet, dass nicht nur der Name lockt, sondern vor allem Links auf die eigene Seite das Entscheidende sind, um Leser zu bekommen. Dafür zählt nicht nur, dass Suchmaschinen die Seite finden, sondern in der Regel verlinken vor allem Blogger ihre Seiten durch Kommentare bei anderen (unter den Nennung der eigenen URL), um so ein Netzwerk aus Links zu erstellen und Leser zu finden. Darauf wurde bei diesem Projekt verzichtet.

Neue Forschung zu einem Thema sollte aber weiterhin auf klassischem Wege geschehen und als Buch veröffentlicht werden. Es ist zwar ein reizvoller Gedanke, über das Internet einen Einblick in die Werkstatt des Historikers zu geben, aber zielführend ist das sicherlich nicht. Forschung braucht Ruhe, Zeit, die Arbeit im Archiv und anschließend eine Schreibphase, in der man in aller Ruhe alle Aspekte zusammenführen, von allen Seiten betrachten und schließlich das Bild zusammen setzen kann. Dabei kann das Internet nicht helfen und es ist auch nicht sinnvoll jeden Gedanken unkontrolliert zu veröffentlichen.

Mit diesen Zeilen wird dieses Projekt also beendet und ich blicke ganz zufrieden darauf zurück. Ich habe einiges gelernt und ich hoffe, dass auch dem geneigten Leser jeder Besuch in diesem Blog gefallen hat, auch wenn der Inhalt weniger schön war. Ob es an dieser Stelle weiter geht, ist noch nicht klar, auf jeden Fall bleibt der Status Quo erhalten.

P.S. Wer sich für Denkmäler und insbesondere die der Stadt Wuppertal interessiert, der sei auf Denkmal-Wuppertal.de verwiesen.