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Ermittlungen (3): Fall gelöst?

Die Fahndung, die nach den Mordfällen Ohliger und Scheer einsetzte, war schließlich erfolgreich. Nach einigen Missgriffen nahm die Polizei einen Geisteskranken namens Stausberg fest. Dieser hatte am Abend des 2.April 1929 die 16jährige Erna Penning überfallen. Das Mädchen hatte glücklicherweise den Kragen hochgeschlagen, als sie hinter sich Schritte hörte. Dann wurde ihr eine Schlinge um den Hals geworfen und zugezogen. Gerade noch rechtzeitig bekam sie die Hand zwischen Hals und Strick und fiel dann in den Straßengraben. Stausberg begann sie zu würgen. Das Mädchen griff nach seiner Nase, hielt sie zu und konnte dann aufstehen. Daraufhin nahm Stausberg, der kein Wort gesagt hatte, die Schlinge weg und das Mädchen lief davon. Am nächsten Abend (3.April) wurde im Norden der Stadt eine Frau Flake von hinten angegriffen. Stausberg warf auch ihr die Schlinge über und zog sie dann hinter sich über ein Feld. Zwischendurch stopfte er ihr ein Taschentuch in den Mund. Stausberg wurde von Passanten entdeckt und floh, doch die Polizei konnte ihn ermitteln. Der 21jährige Mann wohnte mit seiner Familie in einem Obdachlosenasyl.
Die Vernehmung gestaltete sich schwierig, da er nur sehr undeutlich sprach, aber was er sagte war auffallend genau. Nachdem er die beiden Würgefälle im April gestanden hatte, fragten die Beamten ihn nach den Februarfällen. Stausberg gab die Morde zu und schilderte sie mit einer für einen Analphabeten sehr genauen und in vielen Punkten den Befunden entsprechenden Beschreibung des Tatgeschehens. Lediglich den Mord an Rosa Ohliger, so stellte Prof. Karl Berg fest, schilderte er ein wenig abweichend vom Befund, aber nicht so deutlich, das die Beamten misstrauisch wurden. Für sie ist der Fall endlich gelöst. Da Stausberg als Geisteskranker (Imbeziller) unter den damaligen §51 des Strafgesetzbuches fiel, wurde er in die Psychatrie eingewiesen.[1]
Das ein anderer sich selbst seiner Taten bezichtigt, scheint Kürten nicht gestört zu haben, zumal es ein Schwachsinniger (so die Bezeichnung damals) war. Im Gespräch mit Prof. Sioli sagte er:
„Und da habe ich so bei mir gedacht, ach, mag er sich bezichtigen, das nützt ihm nichts und schadet ihm auch nichts. Denn aus der Haft entlassen hätten sie Stausberg ja auch schon mit Rücksicht auf die Schlingengeschichte nicht mehr. Wohl habe ich mich schon mal mit dem Gedanken beschäftigt, was für Augen die maßgebenden Stellen, insbesondere die hochwohllöbliche Kriminalpolizei, machen würden, wenn ich nachher komme und sage: ‚Ich war das‘. Denn diese Absicht, dieses mal auszuführen, habe ich doch schon gehabt.“[2]
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[1] Karl Berg: Der Sadist, S.76ff. Siehe auch: Kriminal-Magazin: Der Massenmörder von Düsseldorf, S.26. und Ernst Gennat: Der Prozeß, S.208.
[2] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.169.
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Die vollen bibliographischen Angaben, soweit hier nicht genannt, sind am unteren Ende der Seite aufgeführt.