Archiv der Kategorie: Maria Budlies

Ermittlungen (11): Komissar Zufall hilft

Es ist verwunderlich, wie oft die Frauen, die Peter Kürten würgte, teilweise zum Geschlechtsverkehr nötigte oder verletzte, sich danach nicht an die Polizei wandten, was weder für die Moral der Frauen als auch für den Ruf der Polizei spricht. Alle im Jahr 1930 geschehenen Taten waren der Polizei nicht bekannt. Schließlich war es „Kommissar Zufall“, dessen Ermittlungen die Kriminalisten in Düsseldorf (die Berliner Kollegen waren längst in die Hauptstadt zurückgekehrt) weiter brachten. Nachdem am 14.Mai  1930 Maria Budlies zum Opfer Peter Kürtens geworden war, schrieb sie an ihre neue Bekannte, „Frau Brückner“ in der Bilker Allee, und äußerte in dem Brief den Verdacht, dass sie einem Mörder in die Hände gefallen sein könnte. Der Brief wurde jedoch nicht an die ominöse Frau Brückner zugestellt, sondern an eine Frau Brügmann, die in der genannten Straße wohnte. Diese öffnete den fehlerhaft adressierten Brief und wandte sich dann an die Polizei.[1]
Die Kriminalisten ermittelten Maria Budlies und mit ihrer Hilfe gelang es am 21.Mai die Wohnung der Kürtens in der Mettmanner Straße 71 zu identifizieren. Klugerweise hatte Maria Budlies gegenüber Kürten verneint, dass sie seine Wohnung wieder finden könne, weswegen er sie laufen gelassen hatte.[2] Die Beamten erschienen mit Maria Budlies an der Adresse und wurde dabei von Peter Kürten beobachtet. Am Nachmittag, so stellt es Kürten dar, kam Budlies noch einmal allein und ging in eine der Nachbarwohnungen, wobei sie ihn sah und erschrak. Kürten zog die richtigen Schlüsse und suchte am Abend seine Frau im Café Hemesath auf und informierte sie, dass er gesucht werde, weil ein „Beischlafversuch“ als Notzucht ausgelegt werden könnte. Aufgrund seiner Vorstrafen müsse er verschwinden. Kürten mietete sich daraufhin ein Zimmer in einem Haus in der Adlerstraße 53 [3]. [4]
Am nächsten Morgen wurde Auguste Kürten kurz nach ihrem Dienstantritt im Café Hemesath von Kriminalbeamten aufgesucht und man bat sie, die Wohnungsschlüssel zu übergeben oder sie zur Wohnung zu begleiten. Auguste Kürten sagte aus, dass sie ziemlich erschrocken über das Erscheinen der Beamten gewesen sei und schließlich erst auf Raten der Hausdame des Cafés mit den Beamten mitgegangen sei. Die Beamten führten eine ergebnislose Hausdurchsuchung durch und informierten Auguste Kürten, dass ihr Mann wegen der Vergewaltigung von Maria Budlies gesucht werde. Nach der Durchsuchung gingen die Beamten und hinterließen bei Auguste Kürten die Vorladung für ihren Mann, mit der Aufforderung sich bei der Kriminalpolizei zu melden.[5] Nachdem die Beamten die Wohnungen verlassen hatten, erschien Kürten, der die Kriminalbeamten beim Verlassen der Wohnung beobachtetet hatte.[6] Kürten leugnete seiner Frau gegenüber erst etwas getan zu haben, dann sagte er laut ihrer Aussage: „Ja, ja ich habe es getan, ich habe alles getan.“[7] Nach diesen Worten verließ er die Wohnung. Als seine Frau zurück zu ihrer Arbeitsstelle ging, traf sie ihn in der Nähe noch einmal und er bat um ein Treffen um 11:30 Uhr in der Seufzer-Allee im Hofgarten.[8]
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[1] Karl Berg: Der Sadist, S.105.
[2] Ernst Gennat: Der Prozeß, S.196.
[3] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.43.
[4] Karl Berg: Der Sadist, S.105.
[5] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.96.
[6] Karl Berg: Der Sadist, S.106.
[7] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.97. Siehe auch: Karl Berg, Der Sadist, S.107.
[8] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.97.
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Die vollen bibliographischen Angaben, soweit hier nicht genannt, sind am unteren Ende der Seite aufgeführt.

Tatort (18): Fall Budlies

Kürten traf Maria Budlies am Hauptbahnhof südöstlich der Stadtmitte. Der Weg ging dann über Graf-Adolf-Straße, Karlstraße, Klosterstraße und Kölner Straße einmal nördlich am Hauptbahnhof vorbei und dann zum Volksgarten im Süden dieses Kartenausschnitts. Kürtens Wohnung in Flingern in der Mettmanner Straße 71 ist mit einer lila Markierung versehen. Den Überfall im Grafenberger Wald markiert die östlichste Nadel im Nordosten. Das Gertrudisheim, wo Maria Budlies anschließend unterkam, findet sich an der Ulmenstraße im Nordwesten.

Die Akte (18): Maria Budlies (14.Mai 1930)

Am 14.Mai 1930 kam die wohnungs- und arbeitslose Maria Budlies von Köln nach Düsseldorf und traf am Bahnhof eine „Frau Brückner“, mit der sie sich für 20 Uhr verabredete. Doch die Frau tauchte nicht auf. Stattdessen sprach ein Mann sie an und bot ihr eine Wohnung an. Diese Szene beobachtete Peter Kürten und folgte dem Paar über die Graf-Adolf-Straße, Karlstraße, Klosterstraße, Kölner Straße und Stoffeler Straße zum Volksgarten. Der Mann wollte mit dem Mädchen in den dunklen Park gehen, dieses wehrte sich dagegen. Kürten trat hinzu und Maria Budlies erzählte, der Mann habe ihr eine Übernachtungsmöglichkeit bei seiner Schwester in der Achenbachstraße angeboten. Diese liegt jedoch nördlich der Grafenberger Allee und nicht am Volkspark. Der Mann entfernte sich und Maria Budlies kam vom Regen in die Traufe. Vom Düsseldorfer Serienmörder wurde sie vor einem Mann mit zweifelhaften Motiven gerettet.
Peter Kürten brachte sie zunächst in seine Wohnung in der Mettmanner Straße 71, wo sie gegen 23 Uhr ankamen. Dort fühlte sich Maria Budlies aber nicht mehr wohl und Kürten bot an sie woanders unterzubringen. Er führte sie in den Grafenberger Wald durch die Wolfsschlucht. Dort legte er die Hände an den Hals der Frau, küsste sie und drängte sie zum Geschlechtsverkehr, der im Stehen vollzogen wurde. Laut Kürten verneinte sie ihm gegenüber Schmerzen verspürt zu haben. Anschließend brachte er sie zur Straßenbahn, blieb allerdings in Sichtweite der Haltestelle zurück, da er fürchtete, dass sie zur nahen Polizeistation laufen würde.
Maria Budlies irrte in der Nacht durch die Stadt und strandete schließlich im Getrudisheim. Von dort schrieb sie ihrer Bekannten, Frau Brückner, einen Brief, in dem sie das Geschehen schilderte.
Tatort (18): Fall Budlies
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[1] Karl Berg: Der Sadist, S.103ff.
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Die vollen bibliographischen Angaben, soweit hier nicht genannt, sind am unteren Ende der Seite aufgeführt.