Archiv der Kategorie: Gertrud Albermann

Tatort (14): Gertrud Albermann

Die Ermittlung des Tatorts im Fall Albermann ist besonders schwierig, da das Gelände heute anders aussieht. War früher die Bezeichnung „an der Mauer der Firma Haniel & Lueg“ für die Düsseldorfer sehr präzise, so fällt die Ermittlung heute schwer, da die Firma nicht mehr existiert und das Gelände neubebaut wurde. Heute erinnert nur noch ein alter Uhrenturm an den großen Industriekomplex. Die nördlichste rote Markierung steht für den Mord an Gertrud Albermann, die gelbe Markierung südwestlich zeigt den Wohnort des Kindes an,

Die Akte (14): Gertrud Albermann (7.November 1929)

Am 7.November 1929 verschwand gegen Abend die 5jährige Gertrud Albermann. Das Mädchen, das wegen einer Erkrankung des Vaters, der im westfälischen Warendorf lebte, abwechselnd bei Verwandten in Derendorf und Grafenberg lebte, spielte an jenem Tag vor dem Geschäft der Pflegeeltern in der Ackerstraße. Eine Nachbarin beobachtete, wie das Mädchen mit einem Mann, die Frau schätzte ihn später auf ca. 25 Jahre, fortging. Da das Mädchen ihr unbekümmert zuwinkte, schöpfte die Frau keinen Verdacht. Gegen 18.45 Uhr wurde das Kind das letzte Mal gesehen. Am selben Abend wurde Vermißtenmeldung erstattet und die Kriminalpolizei informiert, die daraufhin das gesamte Gebiet durchstreifen ließ.[1] Am folgenden Samstag, den 9.November, fand eine Streife der Kriminalpolizei die Leiche der „bestialisch ermordeten Gertrud Albermann an der Mauer der Firma Haniel & Lueg„.[2]

Der Befund der Gerichtsmedizin zählte 34 Messerstiche auf dem kleinen Körper, dazu erhebliche Verletzungen der Geschlechtsteile, wo man auch Ejakulat sicherstellte. Ebenfalls fand man Würgemale am Hals.[3]
Kürten gab im Gespräch mit Prof. Sioli an, dass das kleine Mädchen ohne Widerstand mit ihm mitgegangen sei, er habe ihr nicht einmal etwas versprochen. An der „Hanielmauer“ würgte er sie, bis das Kind bewusstlos wurde. Dann versuchte er es zu vergewaltigen, was aber nicht gelang. Daraufhin stach er mit einer Schere zu, konnte sich aber nicht erinnern wie oft. Dabei kam es dann zum gewünschten Samenerguß. Anschließend begab sich Kürten nach Hause.[4] Kürten erzählte gegenüber Prof. Sioli auch, wie er sich nach dem Mord an dem kleinen Mädchen fühlte:

„Ich meinte bedeutend leichter geworden zu sein, vom Körpergewicht 50 Pfund abgenommen zu haben; ich habe fernerhin frei atmen können und auch keine Beschwerden auf der Brust und auf dem Kopfe und im Kopfe mehr gespürt, sondern mich frei und wirklich wohl dabei gefunden und habe mir lebhaft ausgemalt, wie das, was mich vorher körperlich bedrückt hat, jetzt auf die übergehen würde, die da mit daran schuldig waren […]“[5]

Der Mord an der kleinen Gertrud Albermann zeigte die Ohnmacht der Stadt und ihrer Polizei auf. Im preußischen Innenministerium fand eine Konferenz statt, die beschloß einen weiteren Kommissar namens Busdorf nach Düsseldorf zu schicken. Einen neuen und vorläufigen Höhepunkt erreichte die Hysterie in der Stadt, als bekannt wurde, dass der Mörder einen Brief an die Polizei und an die „Freiheit“ geschrieben hatte, in denen er von einem Mord bei Papendell sprach und auch den Tatort im Fall Albermann erwähnte. Der Brief war am 8.November aufgegeben worden, bevor die Polizei die Leiche gefunden hatte.
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[1] Kriminal-Magazin: Der Massenmörder von Düsseldorf, S.23.
[2] Kriminal-Magazin: Der Massenmörder von Düsseldorf, S.23.
[3] Karl Berg: Der Sadist, S. 96ff.
[4] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.139.
[5] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.140.
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Die vollen bibliographischen Angaben, soweit hier nicht genannt, sind am unteren Ende der Seite aufgeführt.