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Ehe (5): Auguste und Peter Kürten nach dem 25.Mai 1930

Für Auguste Kürten müssen die Ereignisse des 22., 23. und 24.Mai wie ein Albtraum gewesen sein. Erst der Verdacht der Vergewaltigung gegenüber ihrem Mann, das Auftauchen der Polizei auf der Arbeitsstelle, das Geständnis ihres Mannes und das Versprechen darüber zu schweigen, die Vernehmung bei der Kriminalpolizei, das Warten auf die Rückkehr ihres Mannes in die Adlerstraße und schließlich die Festnahme an der Rochus-Kirche vor ihren Augen. Binnen weniger Stunden zerschlagen sich ihre Hoffnungen, die aufgrund der Vergangenheit beider Eheleute schon nicht sehr hoch flogen.
Am 30.Mai 1930 sprach Oberregierungsrat Dr. Kopp mit Peter Kürten. Über seine Frau sagte er, dass ihr Schicksal das einzige sei, was ihm noch Gedanken mache. Er schilderte seine Liebe zu ihr, die sich trotz seiner Vergangenheit für ihn aufgeopfert habe. Wörtlich vermerkt der Bericht des Regierungsrats diese Aussage Kürtens: „Herr Rat, die Frau ist eine Heldin.“ Dr. Kopp hatte erwartet, dass Kürten beim Gespräch über seine Frau emotionaler werden würde, wie er es beim Gespräch mit dem Hannoveraner Serienmörder Haarmann über dessen Mutter erlebt hatte. Doch er wurde enttäuscht und erkannte bei Kürten nur „dieselbe eiskalte Ruhe, die Kürten bei der förmlichen Vernehmung gezeigt hatte“. Die Worte Kürtens über seine Frau klangen für ihn eher wie die eines Vorgesetzten, der einen Untergebenen lobt.[1]
Doch wenn auch Kürtens Worte Dr. Kropp nicht zu überzeugen vermochten, sollten seine Taten das ganze doch etwas deutlicher machen. Am 16.Juni 1930 fertigte Unter- suchungsrichter Dr. Hertel eine Aktennotiz zur ersten Vernehmung Kürtens an. Dessen erste Sorge war die Beleuchtung der Zelle, weswegen der nicht schlafen könne. Anschließend erkundigte er sich nach seiner Frau und äußerte erneut, dass er sich nur noch um sie Sorge. Er erkundigte sich, ob es möglich wäre, dass seine Frau einen Teil der Belohnung von 25.000 RM erhalte. Eine Antwort darauf konnte ihm der Untersuchungsrichter nicht geben.[2]
Am 24.Juni 1930 kam es schließlich in Gegenwart des Untersuchungsrichters und in Abwesenheit der Kriminal- beamten zu einer Begegnung mit Auguste Kürten, vermutlich im Gerichtsgebäude. Es war nicht Kürtens Wunsch seine Frau zu sehen. Der Richter fragte ihn erneut nach den Straftaten – und Kürten widerrief die Morde und Mordversuche, dafür wollte er keine Verantwortung übernehmen. Lediglich Brandstiftungen gab er zu. Am 27.Juni 1930 wurde dies noch einmal protokolliert. Kürten erklärte:
„Das sah ich […] den seelischen Zusammenbruch meiner Frau. Den wollte ich beendigen, und zwar so bald wie möglich.[…] Nach meiner Erinnerung saß doch die Frau zusammengekauert da, die Augen zu Boden geschlagen und schüttelte sich vor Schluchzen. Ich wiederhole also, ich würde mein Geständnis nicht widerrufen haben, wenn ich diese Gegenüberstellung nicht erlebt hätte.“[3]
Er erklärte weiter, dass er das Geständnis gemacht hätte, da er bei seinen Vorstrafen auch für einen Notzuchtversuch 15 Jahre bekommen würde und er deshalb weitere Mordtaten zugegeben habe, um seiner Frau die Belohnung für den Düsseldorfer Mörder zukommen zu lassen. Jedoch hätten ihn einige Äußerungen von Kriminalbeamten, Dr. Bergs und des Anstaltsarzts diese Hoffnung genommen, das dies geschehen werde. Also, so seine Aussage, gab es keinen Grund mehr ein „falsches“ Geständnis aufrecht zu halten. [4]
Der seelischen Zusammenbruch, den Kürten bei seiner Frau feststellte, blieb nicht ohne Folgen. Nach der Verhaftung Kürtens bat Auguste die Kriminalpolizei, so Kriminal-Polizeirat Momberg, um Hilfe bei der Suche nach einer neuen Wohnung, was außerordentlich schwierig war, da niemand eine Frau mit dem Namen „Kürten“ aufnehmen wollte. Auch wegen Arbeitslosen- bzw. Wohlfahrtsunterstützung sprach Auguste beim Amt in Begleitung eines Kriminal- beamten vor, allerdings war sie beim Arbeitsamt „nicht in bester Erinnerung.“ Am 26.Juli 1930 (das Datum scheint fraglich, s.u.) erschien sie erneut bei der Kriminal- polizei. Sie war in großer Aufregung, schrie und weinte, war nicht mehr zu beruhigen, verlangte ihren Mann zu sehen, um ihm etwas zu sagen und dann fortzugehen. Die Kriminalisten zogen ärztliche Hilfe hinzu. Dr. Baumeister bescheinigte:
„Frau Kürten befindet sich ein einem starken Erregungszustande und bedarf wegen der Gefahr eines Selbstmords (will weit weggehen, wo sie allein ist, hat keine Menschen nötig) sofortiger Anstaltsbehandlung.“[5]
Auguste Kürten wurde daraufhin in die Anstalt Grafenberg gebracht. Am 30.August 1930 kehrte ihr Mann zu seinem ursprünglichen Geständnis zurück.[6]
In den Gesprächen mit Prof. Sioli äußerte Kürten am 10.10.1930, dass seine Frau bereits am Tag nach der Festnahme zusammengebrochen sei und für zwei Wochen in die Anstalt nach Grafenberg gekommen sei. Danach entschloss sie sich zu Verwandten nach Leipzig zu fahren, wurde aber am Tag ihrer Abreise zu jenem geschilderten Gespräch mit ihrem Mann in Anwesenheit des Untersuchungsrichters gebeten. [7a] In der vierten Aussage am 5.7.1930 äußert sie, dass sie aus Leipzig kam, um in Düsseldorf auszusagen, sodass unklar bleibt, ob Mombachs oder Kürtens Zeitangaben zutreffender sind.[7b]
Am 27.10.1930 bat Peter Kürten Prof. Sioli, das Mitleid, dass er für ihn empfände auf seine Frau zu übertragen. Es wäre doch ungerecht, wenn seine Frau für das Büßen müsste, was er getan hätte.
„Ich habe mir schon manchmal hier gewissermaßen Vorwürfe gemacht, in letzter Zeit allerdings nicht mehr, daß ich meine Frau nicht auch umgebracht habe, dann hätte sie Ruhe gehabt und ich auch. Ich hatte damals [als er die Bitte zum ersten Mal äußerte, Anm. J.N.K.] darauf hingewiesen, daß dieses alles, dieser Berg von Schmach und Schande, den ich über meine Frau gebracht und womit ich meine Frau überhäuft habe, meine Frau besonders schwer treffen würde und sie besonders schwer zu leiden habe mit Rücksicht darauf, daß sie im Grunde genommen eine sehr empfindliche Seele ist, […]“[8]
Weitere Informationen über Auguste Kürten liegen nicht vor, auch sagen die vorhandenen Quellen nichts zur Frage der Auszahlung der Belohnung.
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[1] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.50.

[2] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.55.
[3] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.59.
[4] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.59ff.
[5] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.66.
[6] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.64 ff..
[7a] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.121.
[7b] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.94.
[8] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.172.

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Die vollen bibliographischen Angaben, soweit hier nicht genannt, sind am unteren Ende der Seite aufgeführt.

Ehe (4): Kürtens erstes Geständnis

Nachdem die Ermittler der Kriminalpolizei bei Auguste Kürten gewesen waren, hatte sich das Ehepaar Kürten auf ein Treffen im Hofgarten verabredet. Von diesem Treffen berichtete Auguste Kürten in ihrer vierten Aussage am 5.Juli 1930 ausführlich. In der Seufzer-Allee an der Düssel begegneten sich die beiden gegen 11:30 Uhr und Peter Kürten überredete seine Frau in der nahen Duisburger Straße zu Mittag zu essen. Auguste Kürten war noch so erregt von dem Besuch der Polizei, dass sie kaum Appetit verspürte und wenig aß. Anschließend, etwa gegen zwei Uhr liefen sie zur Rheinbrücke und gingen auf den Oberkasseler Rheinwiesen spazieren. Hier fragte Auguste ihren Mann, was er am Morgen mit der Äußerung, er hätte alles getan, gemeint habe.  Kürten bat um  das Versprechen seiner Frau, nichts zu verraten, das er auch erhielt. Auguste Kürten schilderte ihre Erinnerung an diesen Moment in ihrer Aussage:

„Er: Alles habe ich gemacht, ich habe alles gemacht, was hier in Düsseldorf vorgefallen ist.
Ich: Ja, was willst Du damit sagen, die Morde?
Er: Ja, die Morde und die Überfälle.
Ich: Das mit den unschuldigen Kindern auch.
Er: Ja.
Ich: Warum hast Du das denn getan? Die Kinder haben dir doch nichts getan.
Er: Nein, getan haben die mir nichts.
Ich: Warum hast du das denn gemacht?
Er: Das weiß ich selbst nicht. Das ist so über mich gekommen.
Ich: Das mit der Rosa Ohliger und dem Scheer auch? Das kann ich doch gar nicht glauben.
Er: Dann ist es auch gar nicht wahr.“[1]

 Auguste gab an, dass sie glaubte, ihr Mann „sei nicht recht bei Verstand“ und das er phantasiere. Sie fragte ihn immer weiter nach Morden und musste irgendwann einsehen, dass er nicht log. Sie gab an, dass ihr Mann an diesem Tag so niedergeschlagen wie noch nie gewesen sei und selber sagte, dass er zum ersten Mal in seinem Leben am vorangegangenen Abend geweint habe, weil gewußt habe, dass er Auguste nun verlieren würde. Er sprach hastig und vermied es seiner Frau in die Augen zu sehen, was diese noch nie so erlebt hatte.
Auguste Kürten war so geschockt, dass sie von Selbstmord sprach und Peter Kürten ihr das Versprechen abnahm sich kein Leid anzutun. [2] Man verabredet sich noch einmal für den folgenden Tag, 24.Mai 1930, an der Rochus-Kirche.
Die Angaben über dieses Treffen der Eheleute Kürten unterscheidet sich in einem Punkt: Peter Kürten gab gegenüber Prof. Berg an, dass seine Frau sich Sorgen um ihre Zukunft machte, das sie sich nun selbst versorgen müsste und im Alter mittellos sein könnte. Daraufhin drängte Kürten sie nach ihrem Treffen am nächsten Tag zur Polizei zu gehen, ihn anzuzeigen, das Geständnis zu wiederholen und damit die hohe Belohnung oder zumindest einen Teil davon zu erhalten.[3]

 

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[1] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.98.

[2] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.94-100.
[3] Karl Berg: Der Sadist, S. 106.

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Die vollen bibliographischen Angaben, soweit hier nicht genannt, sind am unteren Ende der Seite aufgeführt.

Ehe (3): Die Frau des Serienmörders

„[…]Wenn ich wüßte, wer der Täter wäre, würde ich hingehen und mir die auf ihn gesetzte Belohnung verdienen. Dann braucht eich nicht mehr zu Hemesath zu gehen und arbeiten. Er hat sich aber darauf nichts anmerken lassen.“[1]

 Diese Worte sprach Auguste Kürten irgendwann im Jahr 1929 zu ihrem Mann, so ihre Aussage am 5.7.1930. Das wirft die Frage auf, warum sie nicht gemerkt hat, dass ihr Mann der Vampir von Düsseldorf ist. Drei Punkte scheinen zur Beantwortung dieser Frage wesentlich: Die Arbeitszeiten von Auguste Kürten, die Unabhängigkeit Peter Kürtens innerhalb der Ehe und sein gewöhnliches Auftreten, das auch die Nachbarschaft, seine Kollegen und die ersten Ermittlungen der Polizei überzeugen vermochte.
Von 1928 bis April 1929 war Auguste Kürten in einer Fischbräterei beschäftigt, ab Mitte August arbeitete sie beim Café Hemesath in der Graf-Adolf-Straße (Nr. 14) in der Nähe des Graf-Adolf-Platzes, in dem sie auch oft bis spät Abends und am Wochenende arbeiten musste. Was ihr Mann in der Zeit tat, konnte sie nicht verfolgen.[2][3]
Anfang August, als in Lierenfeld Schützenfest war, kam Peter Kürten einmal erst frühmorgens nach Hause und hatte nasse Strümpfe und schmutzige Schuhe an, dazu trug einen seinen Werktagsanzug. Er war allerdings schon gegen 24 Uhr „in fröhlicher Stimmung“ zurückgekehrt, um dann wieder loszuziehen. An Manschette und Jacket erkannte Auguste Kürten Blut und fragte ihn danach. Er gab an, dass es Nasenblut sei. Auf ihre Frage, ob er mit einem Mädchen zusammen gewesen sei, antwortete er mit Nein.[4] (Die Angaben erinnern an den Mord an Maria Hahn)
Einmal bemerkte Auguste Kürten, dass sie Angst vor dem Düsseldorfer Mörder hätte, worauf Peter ihr anbot, sie von der Arbeit abzuholen und wünschte, dass man den Täter bald fassen könnte. In den Jahren in Düsseldorf habe ihr Mann „viel außerehelichen Verkehr“ gehabt, was Auguste Kürten ertrug, da sie glaubte die Ehe mit Kürten sei ein Strafe für ihre Sünden.[5] Vermutlich war das für sie auch die Erklärung für andere Spuren und sein häufiges Fernbleiben. Für sie war er ein notorische Fremdgeher, aber kein Mörder:
„Daran, daß er Morde verübt hätte, habe ich zunächst nicht gedacht. Dazu hatte ich auch keinen Grund, weil ich ja die mehreren Mädchen, mit denen er verkehrt hatte, soweit sie mir bekannt waren,  lebend wußte. Ich habe niemals, hier in Düsseldorf sowenig wie in Altenburg, irgend etwas an meinem Manne bemerkt, das auf einem Mord hingedeutet hätte.“[6]
Nimmt man die Reaktion Auguste Kürtens nach dem Geständnis Peter Kürtens als Maßstab für ihre Redlichkeit, so scheint ihre Aussage zuzutreffen. Es mag schwer zu glauben zu sein, aber Kürten war auch gegenüber seiner Ehefrau unauffällig.
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[1] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.95.
[2] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.46f..
[3] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.92.
[4] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.46.
[5] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.92f..
[6] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.94.
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Die vollen bibliographischen Angaben, soweit hier nicht genannt, sind am unteren Ende der Seite aufgeführt.

Ehe (1): Die Heirat mit Auguste

„Am 12. Mai 1921 bin ich dann mit meinem jetzigen Mann zuerst zusammengetroffen. Er war mir von vornherein unsympathisch. Ich mochte ihn jedenfalls nicht. […] Als ich eines Samstags meine Schwester in Leipzig besuchte, wollte er mich abends am Bahnhof abholen. Um ihn los zu sein, gab ich an, daß mein Zug um 8 Uhr wieder in Altenburg sei. Ich wählte aber einen anderen Zug, der erst um 11 Uhr eintraf. Da stand er noch am Bahnhof in einer Ecke und erwartetet mich.“

Obiges Zitat stammt aus der zweiten Aussage Auguste Kürtens vom 23.Juni 1930.[1]
Diese wurde als Auguste Scharf am 20.2.1880 in Wilkowe (Schlesien) geboren. Der Vater war „Hausbesitzer“ und Schneider. 1892 brannte das Haus ab und Auguste kam zu einer Tante. Ab 1895 arbeitete sie als Hausmädchen in Rawitsch und ging 1896 nach Berlin, wo sie als Hausmädchen arbeitete, aber einem „Absteigequartier“ für Dirnen wohnte und so in Kontakt mit der Sittenpolizei der Hauptstadt kam. 1897 kam sie zu ihrem Bruder nach Leipzig, wo sie bis 1909 in einer Fabrik arbeitete. 1911 kam sie in Haft, worüber noch zu sprechen sein wird, und ging 1915 zu ihrer Schwester nach Leipzig, wo sie schneiderte. 1919 oder 1920 übernahm sie die Filiale einer Schokoladenfabrik in Altenburg, wo sie 1921 Peter Kürten kennen lernte.[2]
Wie aus dem Zitat hervorgeht, war Auguste nicht von Kürten begeistert. Sie wies ihn ab, versuchte später auch ihn mit einer anderen Frau zu verkuppeln. Schließlich, so stellt sie es dar, begannen sie ein Verhältnis, weil Kürten drohte, „ihr etwas zwischen die Rippe zu drücken“. Von seiner kriminellen Vergangenheit wusste  sie nichts, er stellte sich ihr als aus russischer Kriegsgefangen- schaft[3] entlassen vor. Sie allerdings verheimlichte ihm ihre Haft nicht. Im März 1923 heiratete Peter Kürten Auguste, auch aus den wirtschaftlichen Gründen[3a] der Inflationszeit. Die Ehe verlief in Altenburg, nachdem Kürten seine Frau einmal schlug und „Radau machte“, ohne Streit, da Auguste nun wusste, wie sie mit ihm umzugehen hatte. Im Gegenzug zeigte sich Kürten seiner Frau gegenüber als Gentleman und holte sie beispielsweise bei Gewitter ab und begleitete sie nach Hause. Die Ehe hielt Kürten nicht davon ab anderen Frauen nachzustellen.[4]
Auguste Kürten äußerte in der Vernehmung, dass Peter Kürten beim Geschlechtsverkehr nur den „üblichen Verkehr“ verlangte.[5] Nach dessen Aussage bei Prof. Sioli endeten die „Gelegenheiten der Beiwohnung“ mitunter so, dass sein Frau danach „schwarz und blau war an den Armen und anderen Körperteilen“.[6] Abgesehen davon (und von dem Verschwiegen der Haftstrafen) scheint Peter Kürten ein guter, ehrlicher und liebender Ehemann gewesen zu sein. Über seine Frau sagte er:

„Dann hat meine Frau auch eine gute Unterhaltungs- gabe gehabt, sie war auch bewandert auf vielen Gebieten, außerdem war sie auch schon etwas gereist, hatte schon was von der Welt gesehen, so daß es immer sehr interessant war ihr zuzuhören […]
Außerdem hat mir gefallen an meiner Frau, daß sie also im Vergleich zu mir gewissermaßen sittenrein war. Sie konnte nicht nicht einmal unanständige Gespräche hören oder dulden. Sie war weiterhin ordnungsliebend, fleißig und vor allen Dingen aufrichtig und ehrlich und hat immerhin in dieser Zeit [in Altenburg, Anm.J.N.K] auf mich starken Einfluß ausgeübt.“[7]

Gegenüber seiner Frau, sagte Kürten, habe er nie gewalttätige Vorstellungen gehabt, von Anfang an nicht.[8]

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[1] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.88.
[2] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.87ff.
[3] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.189ff.
[3a] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.202.
[4] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.89ff.
[5] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.93.
[6] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.189.
[7] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.190f.
[8] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.187f.
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Die vollen bibliographischen Angaben, soweit hier nicht genannt, sind am unteren Ende der Seite aufgeführt.