Archiv der Kategorie: Auguste Kürten

Hinter Gittern (1): Kürten im Urteil seiner Umwelt.

Als am 24.Mai 1930 Peter Kürten gefasst wurde, verbreitet sich die Nachricht am nächsten Morgen in den Sonntags- ausgaben der Düsseldorfer Zeitungen. Am Montag erschienen dann weitere Artikel, die Düsseldorfer Nachrichten druckten ein Foto des Düsseldorfer Mörders ab. Nicht nur die Polizei ermittelte in seinem Umfeld, sondern auch die Journalisten versuchten sich ein Bild von dem Mann zu machen. Man stieß auf seine kriminelle Vergangenheit und befragte das Umfeld. Die Düsseldorfer Nachrichten berichteten, dass Kürten bei seiner letzten Arbeitsstelle nicht sonderlich beliebt gewesen war und unter den Kollegen keine Freunde gefunden hatte. Er galt als arbeitsscheu und ließ sich häufig krank schreiben. Er beteiligt sich nicht an Gesprächen – auch nicht an Unterhaltungen über den Düsseldorfer Mörder – und blieb verschlossen. Kürten war dafür bekannt „daß [er] seine Frau vernachlässigte und daß er lieber Mädchen nachstellte.“ Ein Arbeitskollege beobachtet einmal erstaunt, dass Kürten Mädchen gegenüber auf einmal sehr redegewandt sein konnte. Im Haus Mettmanner Straße 71 war man, so berichtet die Zeitung, ebenfalls sehr erstaunt. über die Festnahme und das Geständnis. Viel Kontakt mit Kürten hatten die Bewohner nicht mit ihm, er bemühte sich auch hier nicht um Anschluss. Im Gegensatz dazu suchte Auguste Trost bei den Nachbarn und klagte häufig über die Affairen ihres Mannes. Vier Monate vor der Verhaftung kam es zwischen dem Vermieter und Peter Kürten zu einem Streit, der zur Kündigung des Mietverhältnisses führte, nachdem Kürten dem Vermieter gedroht hatte. An einem der nächsten Abende kamen die Kürtens zu ihrem Vermieter und Peter Kürten „[…] bat diesen wie ein gescholtenes Kind demütig um Verzeihung.“[1]
Gegenüber der Polizei sagte ein Arbeitskollege aus der Zeit als Kürten im Februar 1929 bei Schiess-Defries angestellt wurde und der seinen Spind neben dem Kürtens hatte, dass Kürten sehr naturliebend war und sie häufig mit ihren Frauen nach Feierabend den Ostpark besuchten. Auch er stellte fest, dass Kürten „zu Frauen sehr freundlich“ war. Als sie einmal am Hellweg entlang gingen, zeigte Kürten auf eine Stelle und bezeichnete diesen als Ort, an dem der Invalide Scheer gelegen habe. Darüber hinaus beschrieb der Arbeitskollege Kürten noch als geizig, er habe nie etwas von ihm bekommen.[2]
Ein ehemaliger Nachbar aus der Zeit, als die Kürtens in Altenburg lebten, bezeichnete Kürten als sonderbaren und unruhigen Menschen. Auffällig oft habe sich mehrmals an einem Abend umgezogen, um dann wegzugehen. Darüber hinaus sei er misstrauisch und schreckhaft gewesen, wenn man plötzlich in der Stube auftauchte. Kürten brachte auch noch zwei weitere Schlösser an der Wohnungstür an. Der Nachbar beobachtete, dass Kürten viel rauchte aber nur wenig Alkohol zu sich nahm. Öfters sei es vorgekommen, dass man aus der Wohnung einen heftigen Aufschlag hören konnte, was Kürten mit Epilepsieanfällen seiner Frau erklärte.[3]
Niemand unter den Befragten hätte Kürten vor dem 24.Mai 1930 für den Düsseldorfer Mörder gehalten. Er war ein seltsamer, eigenwilliger Mensch mit einem Hang zu Liebschaften, ein Mensch mit Fehlern, der aber sonst nicht auffiel.
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[1] Kürten im Urteil der Umwelt, in: Düsseldorfer Nachrichten, 26.Mai 1930, Morgen-Ausgabe, Nr.265.

[2] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.77f..
[3] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.78f..
[4] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.79f..

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Die vollen bibliographischen Angaben, soweit hier nicht genannt, sind am unteren Ende der Seite aufgeführt.

Ehe (5): Auguste und Peter Kürten nach dem 25.Mai 1930

Für Auguste Kürten müssen die Ereignisse des 22., 23. und 24.Mai wie ein Albtraum gewesen sein. Erst der Verdacht der Vergewaltigung gegenüber ihrem Mann, das Auftauchen der Polizei auf der Arbeitsstelle, das Geständnis ihres Mannes und das Versprechen darüber zu schweigen, die Vernehmung bei der Kriminalpolizei, das Warten auf die Rückkehr ihres Mannes in die Adlerstraße und schließlich die Festnahme an der Rochus-Kirche vor ihren Augen. Binnen weniger Stunden zerschlagen sich ihre Hoffnungen, die aufgrund der Vergangenheit beider Eheleute schon nicht sehr hoch flogen.
Am 30.Mai 1930 sprach Oberregierungsrat Dr. Kopp mit Peter Kürten. Über seine Frau sagte er, dass ihr Schicksal das einzige sei, was ihm noch Gedanken mache. Er schilderte seine Liebe zu ihr, die sich trotz seiner Vergangenheit für ihn aufgeopfert habe. Wörtlich vermerkt der Bericht des Regierungsrats diese Aussage Kürtens: „Herr Rat, die Frau ist eine Heldin.“ Dr. Kopp hatte erwartet, dass Kürten beim Gespräch über seine Frau emotionaler werden würde, wie er es beim Gespräch mit dem Hannoveraner Serienmörder Haarmann über dessen Mutter erlebt hatte. Doch er wurde enttäuscht und erkannte bei Kürten nur „dieselbe eiskalte Ruhe, die Kürten bei der förmlichen Vernehmung gezeigt hatte“. Die Worte Kürtens über seine Frau klangen für ihn eher wie die eines Vorgesetzten, der einen Untergebenen lobt.[1]
Doch wenn auch Kürtens Worte Dr. Kropp nicht zu überzeugen vermochten, sollten seine Taten das ganze doch etwas deutlicher machen. Am 16.Juni 1930 fertigte Unter- suchungsrichter Dr. Hertel eine Aktennotiz zur ersten Vernehmung Kürtens an. Dessen erste Sorge war die Beleuchtung der Zelle, weswegen der nicht schlafen könne. Anschließend erkundigte er sich nach seiner Frau und äußerte erneut, dass er sich nur noch um sie Sorge. Er erkundigte sich, ob es möglich wäre, dass seine Frau einen Teil der Belohnung von 25.000 RM erhalte. Eine Antwort darauf konnte ihm der Untersuchungsrichter nicht geben.[2]
Am 24.Juni 1930 kam es schließlich in Gegenwart des Untersuchungsrichters und in Abwesenheit der Kriminal- beamten zu einer Begegnung mit Auguste Kürten, vermutlich im Gerichtsgebäude. Es war nicht Kürtens Wunsch seine Frau zu sehen. Der Richter fragte ihn erneut nach den Straftaten – und Kürten widerrief die Morde und Mordversuche, dafür wollte er keine Verantwortung übernehmen. Lediglich Brandstiftungen gab er zu. Am 27.Juni 1930 wurde dies noch einmal protokolliert. Kürten erklärte:
„Das sah ich […] den seelischen Zusammenbruch meiner Frau. Den wollte ich beendigen, und zwar so bald wie möglich.[…] Nach meiner Erinnerung saß doch die Frau zusammengekauert da, die Augen zu Boden geschlagen und schüttelte sich vor Schluchzen. Ich wiederhole also, ich würde mein Geständnis nicht widerrufen haben, wenn ich diese Gegenüberstellung nicht erlebt hätte.“[3]
Er erklärte weiter, dass er das Geständnis gemacht hätte, da er bei seinen Vorstrafen auch für einen Notzuchtversuch 15 Jahre bekommen würde und er deshalb weitere Mordtaten zugegeben habe, um seiner Frau die Belohnung für den Düsseldorfer Mörder zukommen zu lassen. Jedoch hätten ihn einige Äußerungen von Kriminalbeamten, Dr. Bergs und des Anstaltsarzts diese Hoffnung genommen, das dies geschehen werde. Also, so seine Aussage, gab es keinen Grund mehr ein „falsches“ Geständnis aufrecht zu halten. [4]
Der seelischen Zusammenbruch, den Kürten bei seiner Frau feststellte, blieb nicht ohne Folgen. Nach der Verhaftung Kürtens bat Auguste die Kriminalpolizei, so Kriminal-Polizeirat Momberg, um Hilfe bei der Suche nach einer neuen Wohnung, was außerordentlich schwierig war, da niemand eine Frau mit dem Namen „Kürten“ aufnehmen wollte. Auch wegen Arbeitslosen- bzw. Wohlfahrtsunterstützung sprach Auguste beim Amt in Begleitung eines Kriminal- beamten vor, allerdings war sie beim Arbeitsamt „nicht in bester Erinnerung.“ Am 26.Juli 1930 (das Datum scheint fraglich, s.u.) erschien sie erneut bei der Kriminal- polizei. Sie war in großer Aufregung, schrie und weinte, war nicht mehr zu beruhigen, verlangte ihren Mann zu sehen, um ihm etwas zu sagen und dann fortzugehen. Die Kriminalisten zogen ärztliche Hilfe hinzu. Dr. Baumeister bescheinigte:
„Frau Kürten befindet sich ein einem starken Erregungszustande und bedarf wegen der Gefahr eines Selbstmords (will weit weggehen, wo sie allein ist, hat keine Menschen nötig) sofortiger Anstaltsbehandlung.“[5]
Auguste Kürten wurde daraufhin in die Anstalt Grafenberg gebracht. Am 30.August 1930 kehrte ihr Mann zu seinem ursprünglichen Geständnis zurück.[6]
In den Gesprächen mit Prof. Sioli äußerte Kürten am 10.10.1930, dass seine Frau bereits am Tag nach der Festnahme zusammengebrochen sei und für zwei Wochen in die Anstalt nach Grafenberg gekommen sei. Danach entschloss sie sich zu Verwandten nach Leipzig zu fahren, wurde aber am Tag ihrer Abreise zu jenem geschilderten Gespräch mit ihrem Mann in Anwesenheit des Untersuchungsrichters gebeten. [7a] In der vierten Aussage am 5.7.1930 äußert sie, dass sie aus Leipzig kam, um in Düsseldorf auszusagen, sodass unklar bleibt, ob Mombachs oder Kürtens Zeitangaben zutreffender sind.[7b]
Am 27.10.1930 bat Peter Kürten Prof. Sioli, das Mitleid, dass er für ihn empfände auf seine Frau zu übertragen. Es wäre doch ungerecht, wenn seine Frau für das Büßen müsste, was er getan hätte.
„Ich habe mir schon manchmal hier gewissermaßen Vorwürfe gemacht, in letzter Zeit allerdings nicht mehr, daß ich meine Frau nicht auch umgebracht habe, dann hätte sie Ruhe gehabt und ich auch. Ich hatte damals [als er die Bitte zum ersten Mal äußerte, Anm. J.N.K.] darauf hingewiesen, daß dieses alles, dieser Berg von Schmach und Schande, den ich über meine Frau gebracht und womit ich meine Frau überhäuft habe, meine Frau besonders schwer treffen würde und sie besonders schwer zu leiden habe mit Rücksicht darauf, daß sie im Grunde genommen eine sehr empfindliche Seele ist, […]“[8]
Weitere Informationen über Auguste Kürten liegen nicht vor, auch sagen die vorhandenen Quellen nichts zur Frage der Auszahlung der Belohnung.
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[1] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.50.

[2] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.55.
[3] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.59.
[4] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.59ff.
[5] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.66.
[6] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.64 ff..
[7a] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.121.
[7b] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.94.
[8] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.172.

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Die vollen bibliographischen Angaben, soweit hier nicht genannt, sind am unteren Ende der Seite aufgeführt.

Ermittlungen (12): Zugriff am Rochus-Platz.

Nachdem sich das Ehepaar Kürten am 23.Mai 1930 gegen 23 Uhr getrennt hatte, verfolgte Auguste ihren Mann unauffällig zu seinem Zimmer in der Adlerstraße. Am nächsten Morgen brach sie ihr ihm gegebenes Versprechen und verriet ihn bei einer Vernehmung durch die Polizei.[1] Die Reaktionen der Ermittler, die den Düsseldorfer Serienmörder so lange vergeblich gejagt hatten, ist nicht überliefert. Man weiß auch nicht, was sie dachten, als sie merkten, dass sie Peter Kürtens Spur, die sie gerade aufgenommen hatten, schon wieder fast verloren hatten. Nach der Anzeige Auguste Kürtens machten sich vier Kriminalbeamter unter Führung von Kommissar Reibel mit Auguste Kürte im Auto auf den Weg zur Adlerstraße, wo das Haus und das Zimmer Kürtens ermittelt wurden. Dieser war gerade außer Haus um sich zu baden. Zwei Beamte verblieben dort, zwei weitere warteten im gegenüberliegenden Haus mit Frau Kürten. Kürten ließ sich dort jedoch nicht mehr blicken und so wechselte man rechtzeitig vor 15 Uhr zum Rochus-Platz. Der Platz war weiträumig mit Kriminalbeamten abgesichert und Auguste Kürten wartete an der Kirche auf ihren Mann. Der erschien gegen 15.15 Uhr und wurde „blitzschnell“ überwältig. Er trug nur ein Taschenmesser bei sich und wurde per „Kraftdroschke“ ins Polizei- präsidium an der Mühlenstraße verbracht. Es fand sofort eine Gegenüberstellung mit Gertrud Schulte statt, die ihn ohne Zögern als Täter identifizierte. Kürten gestand daraufhin umfassend und gab in der ersten Vernehmung als Motiv an, sich an der Menschheit wegen der unmenschlichen Zustände in den Gefängnissen rächen zu wollen.[2]
Über die unmittelbaren Geständnisse sagte Kürten später:
„[…] überhaupt diese polizeilichen Protokolle, die enthalten auch manches, was nicht so in allen Punkten meine persönliche Wiedergabe gewesen wäre. Wissen Sie, das ging nachher schon so’n bißchen [sic] nach Schema F, und man hat das schon so gewissermaßen ins Humoristische hineingezogen, wenn ich das immer wiederholte, und der Beamte, der da an der Schreibmaschine saß, der konnte sehr schnell schreiben, ein Kriminalbeamter, der sagte in den meisten Fällen zu mir: ‚Na, Pitter, wie taufen wir das Kind? Nächste Nummer!‘ […]
Denn ich habe so den Eindruck bekommen von denen, als ob die auf dem Standpunkt standen, man muß das Eisen schmieden, so lange es noch warm ist. Das müssen Sie nicht alles so wörtlich nehmen […]. Ich habe mir da was drauf eingebildet, daß da so viel Wesens gemacht wurde. […] Ich habe gehört, wie die Rede davon war, die Unterredung stattfand mit französischen Zeitungsberichterstattern: ‚Schicken Sie gleich Bild mit Flugzeug, großes Honorar.‘ Und alles hat mich da auf dem Polizeipräsidium angestaunt, gewissermaßen als Wundertier.“[3]
Nach etwa 14 Tagen waren die kriminalpolizeilichen Vernehmungen abgeschlossen. Es folgte eine siebenmonatige Voruntersuchung, in der Kürten auch von Ärzten wie Prof.Sioli oder Prof.Berg begutachtet wurde. Sechs Wochenlang wurde er auch in der Irrenanstalt Bedburg-Hau beobachtet.[4]
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[1] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.46f.

[2] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.43f.
[3] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.144.
[4] Ernst Gennat: Der Prozeß, S.199.

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Die vollen bibliographischen Angaben, soweit hier nicht genannt, sind am unteren Ende der Seite aufgeführt.

Ehe (4): Kürtens erstes Geständnis

Nachdem die Ermittler der Kriminalpolizei bei Auguste Kürten gewesen waren, hatte sich das Ehepaar Kürten auf ein Treffen im Hofgarten verabredet. Von diesem Treffen berichtete Auguste Kürten in ihrer vierten Aussage am 5.Juli 1930 ausführlich. In der Seufzer-Allee an der Düssel begegneten sich die beiden gegen 11:30 Uhr und Peter Kürten überredete seine Frau in der nahen Duisburger Straße zu Mittag zu essen. Auguste Kürten war noch so erregt von dem Besuch der Polizei, dass sie kaum Appetit verspürte und wenig aß. Anschließend, etwa gegen zwei Uhr liefen sie zur Rheinbrücke und gingen auf den Oberkasseler Rheinwiesen spazieren. Hier fragte Auguste ihren Mann, was er am Morgen mit der Äußerung, er hätte alles getan, gemeint habe.  Kürten bat um  das Versprechen seiner Frau, nichts zu verraten, das er auch erhielt. Auguste Kürten schilderte ihre Erinnerung an diesen Moment in ihrer Aussage:

„Er: Alles habe ich gemacht, ich habe alles gemacht, was hier in Düsseldorf vorgefallen ist.
Ich: Ja, was willst Du damit sagen, die Morde?
Er: Ja, die Morde und die Überfälle.
Ich: Das mit den unschuldigen Kindern auch.
Er: Ja.
Ich: Warum hast Du das denn getan? Die Kinder haben dir doch nichts getan.
Er: Nein, getan haben die mir nichts.
Ich: Warum hast du das denn gemacht?
Er: Das weiß ich selbst nicht. Das ist so über mich gekommen.
Ich: Das mit der Rosa Ohliger und dem Scheer auch? Das kann ich doch gar nicht glauben.
Er: Dann ist es auch gar nicht wahr.“[1]

 Auguste gab an, dass sie glaubte, ihr Mann „sei nicht recht bei Verstand“ und das er phantasiere. Sie fragte ihn immer weiter nach Morden und musste irgendwann einsehen, dass er nicht log. Sie gab an, dass ihr Mann an diesem Tag so niedergeschlagen wie noch nie gewesen sei und selber sagte, dass er zum ersten Mal in seinem Leben am vorangegangenen Abend geweint habe, weil gewußt habe, dass er Auguste nun verlieren würde. Er sprach hastig und vermied es seiner Frau in die Augen zu sehen, was diese noch nie so erlebt hatte.
Auguste Kürten war so geschockt, dass sie von Selbstmord sprach und Peter Kürten ihr das Versprechen abnahm sich kein Leid anzutun. [2] Man verabredet sich noch einmal für den folgenden Tag, 24.Mai 1930, an der Rochus-Kirche.
Die Angaben über dieses Treffen der Eheleute Kürten unterscheidet sich in einem Punkt: Peter Kürten gab gegenüber Prof. Berg an, dass seine Frau sich Sorgen um ihre Zukunft machte, das sie sich nun selbst versorgen müsste und im Alter mittellos sein könnte. Daraufhin drängte Kürten sie nach ihrem Treffen am nächsten Tag zur Polizei zu gehen, ihn anzuzeigen, das Geständnis zu wiederholen und damit die hohe Belohnung oder zumindest einen Teil davon zu erhalten.[3]

 

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[1] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.98.

[2] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.94-100.
[3] Karl Berg: Der Sadist, S. 106.

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Die vollen bibliographischen Angaben, soweit hier nicht genannt, sind am unteren Ende der Seite aufgeführt.

Die Akte (16): Hildegard Eid, Marianne dal Santo, Irma Becker, Sybillia Wil (Februar und März 1930)

Nach dem Mord an Gertrud Albermann Anfang November 1929 gab es (abgesehen vom Mord am Schwan im Hofgarten) keine weiteren Taten des „Düsseldorfer Serienmörders“, zumindest wurden keine weiteren Überfälle der Polizei gemeldet. Dennoch war Peter Kürten ab Ende Februar 1930 wieder aktiv, wenngleich keine weiteren Frauen ermordet wurden. Die Fälle von Februar bis März sollen hier in einem Sammeleintrag nun kurz vorgestellt werden, da die Informationen zu den einzelnen glimpflich verlaufenen Fällen auch nicht sehr zahlreich sind.
Am 23.Februar 1930 wurde die 34jährige Hildegard Eid von Peter Kürten in der Schadowstraße angesprochen. Beide gingen zunächst zur Brauerei Schumacher und anschließend nach Grafenberg. Dort versuchte er gegen Mitternacht die Frau zu würgen, die sich aber heftig wehrte. Anschließend übten beide auf einer Bank Geschlechtsverkehr aus und Kürten brachte sie anschließend nach Hause in die Cranachstraße nahe des Hellwegs. Die Frau versprach Kürten kein Wort über das Würgen zu verlieren. Am 3.März 1930 trafen sich beide wieder, kehrten in verschiedenen Lokalen ein und gingen anschließend zu Kürtens Wohnung, wo sie in flagranti von Auguste Kürten erwischt wurden, die früher als normal Feierabend hatte. Kürtens Ehefrau forderte die Nebenbuhlerin auf zu gehen und begleitete sie sogar noch nach Hause.
Marianne dal Santo [Nachname siehe: Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.118.] wurde Mitte März von Kürten auf ein Bier ins Schumacher eingeladen. Laut Kürten erzählte sie, dass sie zu Perversitäten neige. Marianne dal Santo erklärte hingegen, dass Kürten sich als vermögender Junggeselle mit Villa vorstellte. Daraufhin gingen sie in den Grafenberger Wald. Kürten griff sie von hinten an und würgte sie. Die Frau versuchte auf ihn einzureden und als das nicht funktionierte, trat sie ihn, als er gespreizt über ihr stand. Sie floh und versteckte sich von 22- 6 Uhr in einem Gebüsch, wo sie „stundenlang“ jemanden vorbeigehen hörte.
Ebenfalls im März 1930 lud Kürten die 22jährige Irma Becker, die er am Bahnhof traf, auf ein Bier ins Schumacher ein. Anschließend wollten beide in seine Wohnung, doch Kürten führte sie in den Grafenberger Wald zur Hirschburg. Dort wollte er sich an dem Mädchen vergehen, das sich jedoch wehrte und mit einem Schirm auf ihn einschlug. Kürten würgte sie, Irma Becker schrie laut und er stieß sie in die Wolfsschlucht hinab und ging.

Am 30.März 1930 traf Kürten Sybilla Wil auf der Königsallee. Er unterhielt sich mit der 29jährigen im Hofgarten und verabredete sich mit ihr zu einem Sonntagsspaziergang „im Wald“, vermutlich ist auch hier der Grafenberger Wald gemeint. Während Kürten angab, dass es auf einer Bank zum Geschlechtsverkehr kam und er sie anschließend gewürgt habe, sagte Sybilla Wil aus, dass der Geschlechtsverkehr kaum zustande gekommen sei, da sie Kürten zurückgedrängt habe. Er hätte sie nicht gewürgt und noch bis Rath begleitet.[1]

Tatort (16): Fälle Eid, dal Santo, Becker, Wil

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[1] Karl Berg: Der Sadist, S. 130f..

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Die vollen bibliographischen Angaben, soweit hier nicht genannt, sind am unteren Ende der Seite aufgeführt.

Lichtbild (7): Der Graf-Adolf-Platz

Blick auf den Graf-Adolf-Platz vom Dach des Telegrafenamts (Heute steht hier das GAP 15). Der Straßenzug im Hintergrund gehört zur Graf-Adolf-Straße, in einem der ersten Häuser auf der linken Seite war das Café Hemesath, der Arbeitsplatz von Auguste Kürten ab August 1929. Die Haltestellen der Straßenbahn waren für die Fernlinien nach Duisburg (Linie D), Moers (Linie M) und Krefeld (Linie K) (v.l.n.r.). [1]

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[1] Julius Söhn. Graf-Adolf-Platz, Aufnahmedatum um 1930, Bildersammlung des Stadtarchivs Düsseldorf, Bildnummer: 034 315 019.
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Ehe (3): Die Frau des Serienmörders

„[…]Wenn ich wüßte, wer der Täter wäre, würde ich hingehen und mir die auf ihn gesetzte Belohnung verdienen. Dann braucht eich nicht mehr zu Hemesath zu gehen und arbeiten. Er hat sich aber darauf nichts anmerken lassen.“[1]

 Diese Worte sprach Auguste Kürten irgendwann im Jahr 1929 zu ihrem Mann, so ihre Aussage am 5.7.1930. Das wirft die Frage auf, warum sie nicht gemerkt hat, dass ihr Mann der Vampir von Düsseldorf ist. Drei Punkte scheinen zur Beantwortung dieser Frage wesentlich: Die Arbeitszeiten von Auguste Kürten, die Unabhängigkeit Peter Kürtens innerhalb der Ehe und sein gewöhnliches Auftreten, das auch die Nachbarschaft, seine Kollegen und die ersten Ermittlungen der Polizei überzeugen vermochte.
Von 1928 bis April 1929 war Auguste Kürten in einer Fischbräterei beschäftigt, ab Mitte August arbeitete sie beim Café Hemesath in der Graf-Adolf-Straße (Nr. 14) in der Nähe des Graf-Adolf-Platzes, in dem sie auch oft bis spät Abends und am Wochenende arbeiten musste. Was ihr Mann in der Zeit tat, konnte sie nicht verfolgen.[2][3]
Anfang August, als in Lierenfeld Schützenfest war, kam Peter Kürten einmal erst frühmorgens nach Hause und hatte nasse Strümpfe und schmutzige Schuhe an, dazu trug einen seinen Werktagsanzug. Er war allerdings schon gegen 24 Uhr „in fröhlicher Stimmung“ zurückgekehrt, um dann wieder loszuziehen. An Manschette und Jacket erkannte Auguste Kürten Blut und fragte ihn danach. Er gab an, dass es Nasenblut sei. Auf ihre Frage, ob er mit einem Mädchen zusammen gewesen sei, antwortete er mit Nein.[4] (Die Angaben erinnern an den Mord an Maria Hahn)
Einmal bemerkte Auguste Kürten, dass sie Angst vor dem Düsseldorfer Mörder hätte, worauf Peter ihr anbot, sie von der Arbeit abzuholen und wünschte, dass man den Täter bald fassen könnte. In den Jahren in Düsseldorf habe ihr Mann „viel außerehelichen Verkehr“ gehabt, was Auguste Kürten ertrug, da sie glaubte die Ehe mit Kürten sei ein Strafe für ihre Sünden.[5] Vermutlich war das für sie auch die Erklärung für andere Spuren und sein häufiges Fernbleiben. Für sie war er ein notorische Fremdgeher, aber kein Mörder:
„Daran, daß er Morde verübt hätte, habe ich zunächst nicht gedacht. Dazu hatte ich auch keinen Grund, weil ich ja die mehreren Mädchen, mit denen er verkehrt hatte, soweit sie mir bekannt waren,  lebend wußte. Ich habe niemals, hier in Düsseldorf sowenig wie in Altenburg, irgend etwas an meinem Manne bemerkt, das auf einem Mord hingedeutet hätte.“[6]
Nimmt man die Reaktion Auguste Kürtens nach dem Geständnis Peter Kürtens als Maßstab für ihre Redlichkeit, so scheint ihre Aussage zuzutreffen. Es mag schwer zu glauben zu sein, aber Kürten war auch gegenüber seiner Ehefrau unauffällig.
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[1] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.95.
[2] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.46f..
[3] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.92.
[4] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.46.
[5] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.92f..
[6] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.94.
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Die vollen bibliographischen Angaben, soweit hier nicht genannt, sind am unteren Ende der Seite aufgeführt.

Faszination Serienmörder (2): Fünf Fragen an Thomas Richhardt

Thomas Richhardt, 1971 in Neuss geboren, studierte in Düsseldorf und Bochum Diplom-Psychologie. Seit 1998 schreibt er Theaterstücke und arbeitete zunächst in dem von ihm gegründeten „Theater ungehindert“ mit professionellen und geistig-behinderten Schauspielern zusammen. Von 2000-2003 war er Dramaturg beim Kinder- und Jugendtheater der Städtische Bühnen Münster, anschließend war er bis 2006 beim Jungen Ensemble Stuttgart, wo im Januar 2006 sein Stück „Bonnie und Clyde – ein Stück für drei Schauspieler und einen Fluchtwagen“ uraufgeführt wurde. Thomas Richhardt ist seit Oktober 2006 freier Autor und Dozent des Literaturhauses Stuttgart, wo er auch lebt. Im Juli 2011 erscheint sein Handbuch „Szenisches Schreiben im Deutschunterricht“ für Lehrer und Pädagogen im Verlag Klett-Kallmeyer.
Im „Düsseldorfer Sommer“ 2000 wurde sein Stück „Schlachtfest oder Wie ich ein brauchbares Opfer werde“ im Düsseldorfer Schauspielhaus uraufgeführt. (Eine Inhalts- angabe, Pressestimmen und  eine „Leseprobe“ findet sich auf Thomas Richhardts Homepage: Dramawerkstatt.de) Auch er war so freundlich mir fünf Fragen zur Faszination des Serienmörders – und seiner Ehe – zu beantworten:
1. Herr Richhardt, worum geht es in Ihrem Stück „Schlachtfest – Oder wie ich ein brauchbares Opfer werde?“
„Schlachtfest“ ist ein Erstling für eine städtische Bühne gewesen. In einem Erstling eines Autors geht es natürlich grundsätzlich erst mal um Alles. Es geht um das Verhältnis von Peter Kürten zu seiner Frau Auguste. Es geht darum, wie viel ein Mensch in einer Liebesbeziehung ignorieren kann, es geht um das Schweigen, es geht um ein Verlangen, das sich jenseits der Vernunft abspielt, es geht um Macht, um Rausch, um Größenwahn. Ganz konkret handelt das Stück von einem Paar, das sich in einer ganz normalen Wohnung befindet und eine Lebensabrechnung verhandelt – in der Nacht vor der Verhaftung des Ehemanns.
2. Welche Reaktionen haben Sie auf Ihr Theaterstück bekommen?
Die Verlage, denen ich damals das Stück zugesendet habe, waren durchweg interessiert und die Lektoren schrieben mir – ungewöhnlich bei Ablehnungen – sogar ein paar ausführliche Rückmeldungen. „Dieses Schlachtfest findet weniger in der Realität statt, als vielmehr in einem Vorstellungsraum, einer Sehnsucht- und Angstwohnung.“ Auf der Bühne des Düsseldorfer Schauspielhaus hatte ich dann im Juli 2000 das Glück, meine Wunschbesetzung zu sehen: Irene Christ als Auguste und Hans-Werner Leupelt als Peter Kürten. Unglücklich war es hingegen, dass sich die formale Sprache des Stücks und die sehr formale Inszenierung von Frank Hörner dann gedoppelt haben. Die aufgeladene Beziehungsatmosphäre hat sich nicht so sehr ins Publikum übertragen, wie das möglich gewesen wäre. Und so fallen natürlich auch die handwerklichen Mängel eines Erstlings mehr ins Gewicht.
3. Welches Bild haben Sie von Auguste Kürten?
Ich kann mich an ein Foto aus dem Düsseldorfer Archiv erinnern, das mich merkwürdig berührt hat. Das dürfte vor ihrer Heirat mit Kürten gewesen sein: Eine blonde Frau, die ein offenes, attraktives Gesicht hat. Sie steht in da in einem Bäuerinnenkittel, der sie wahrscheinlich fülliger wirken lässt, als dies sein müsste. Sehr erdig. Aber in dem Blick, den sie wie zufällig in die Kamera richtet, liegt – ja, Verachtung. So habe ich das empfunden. Und dann habe ich mich eingehender mit dieser Frau beschäftigt. „Schlachtfest“ ist vielmehr ein Stück über Auguste als über Peter Kürten. Ich kann die obige Frage also nicht in Kürze beantworten – ich habe immerhin ein ganzes Stück gebraucht, um zu merken, dass ich sie letztendlich nicht beantworten kann.
4. Serienmörder sind eigentlich immer Männer. Warum eigentlich?
Es gibt da – glaube ich – irgendeine Theorie zu, die etwas mit dem Aggressionsverhalten von Männern zu tun hat. Aber das interessiert mich eigentlich nicht. Ich glaube, Frauen morden einfach anders. Oder sie werden nicht geschnappt.
5. Wieso übt der Serienmörder Peter Kürten 80 Jahre nach seiner Hinrichtung immer noch eine Faszination auf uns aus?
Nein, K. selbst übt keine Faszination mehr aus. Es ist das Monströse der Taten, das Unbegreifliche seiner Beziehungen, die Unfassbarkeit, warum er so lange unentdeckt geblieben ist, sein ewiges Nasenbluten, wenn er nach Hause zu seiner Frau kam – das übt immer noch Faszination aus.
Herr Richhardts, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, die Fragen zu beantworten.

Die Akte (7): Anna Goldhausen, Olga Mantel, Heinrich Kornblum (21.August 1929)

Am 20.August 1929 fand in Lierenfeld ein Schützenfest und/oder eine Kirmes statt. In der folgenden Nacht, also in den frühen Morgenstunden des 21.August, kam es zu einer Serie von Überfällen auf heimkehrende Festbesucher. Die genaue Reihenfolge der Überfälle ist schwer zu ermitteln, daher wird hier Kürtens Sicht des Abends, wie er sie gegenüber Karl Berg äußerte, vertraut.[1]
Gegen 2.15 Uhr wurde die 18jährige Anna Goldhausen, nachdem sie sich von ihrer Freundin getrennt hatte, überfallen und in der Nähe ihrer Wohnung in der Gumbertstraße in den Bauch gestochen.[2] Sie lief zu ihrer Freundin zurück und wurde von dieser aufgefangen, als sie zusammenbrach. Mit Hilfe der Freundin wurde sie ins Krankenhaus gebracht, wo es „ärztlicher Kunst“ gelang, „sie am Leben zu halten“.[3] Kürten hingegen berichtete, die junge Frau sei lautlos zusammengebrochen und habe dann anschließend nach Hilfe gerufen.[4] Prof. Berg notierte später einen Stich in den „6.Zwischenrippenraum links, [der] Leber und Magen durchdrang und zu einem langwierigen Krankenlager führte.“[5]
Kürten ging anschließend zur Erkrather Straße, wo er auf Olga Mantel traf, die gegen 2.15 Uhr das Festgelände verlassen hatte. Er bot ihr seine Begleitung an, die 31jährige wechselte wortlos die Straßenseite und erhielt dann von Kürten einen Stich mit dem Dolch in den Rücken, links unter dem Schulterblatt. Die Wunde war nicht schwerwiegend.[6][7]
Der 30 Jahre alte Kaufmann Heinrich Kornblum verließ nach eigenen Angaben gegen 2 Uhr das Klubhaus des Sportvereins 04 Düsseldorf, wo sich das Festgelände befunden haben dürfte, als plötzlich ein Mann auf ihn zustürmte. Er floh und wurde schließlich beim Überklettern eines Zauns eingeholt und in den Rücken gestochen.[8] Mit dem Überfall auf Heinrich Kornblum beendete Kürten in dieser Nacht seine Aktivitäten., ohne das jemand tödlich verletzt worden war. Gegenüber Prof. Karl Berg sagte er zum restlichen Verlauf der Nacht:
„Den Dolch steckte ich in die Scheide und verbarg ihn an der Erkrather Straße. Ich sah noch, wie Arzt und und Krankenwagen ankamen und viele Neugierige herumstanden. Ich malte mir die Empörung der Bevölkerung aus und ging heim; es war 2 1/2 Uhr.“[9]
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[1] Karl Berg: Der Sadist, S.123f.
[2] Ernst Gennat: Die Düsseldorfer Sexualverbrechen, S.12.
[3] Kriminal-Magazin: Der Massenmörder von Düsseldorf, S.17
[4] Karl Berg: Der Sadist, S.124.
[5] Karl Berg: Der Sadist, S.80.
[6] Karl Berg: Der Sadist, S.124.
[7] Ernst Gennat: Die Düsseldorfer Sexualverbrechen, S.12.
[8] Ernst Gennat: Die Düsseldorfer Sexualverbrechen, S.12.
[9] Karl Berg: Der Sadist, S.124.
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Die vollen bibliographischen Angaben, soweit hier nicht genannt, sind am unteren Ende der Seite aufgeführt.

Die Akte (5): Witt, Maas, & das Mädchen aus der Freytagstraße (Juli 1929)

Nach den Februarmorden beging Kürten nach eigenen Angaben keine weiteren Straftaten und auch Versuche blieben aus. Erst im Juli 1929 wurde er wieder aktiv, doch es fiel zunächst nicht auf, da er keine Morde begang.

Anfang Juli lernte er die Hausangestellte Maria Witt kennen und traf sich öfter mit ihr in der Heinrichstraße. Er stellte sich ihr als Kettler und pensionsberechtigter Schlosser beim Gaswerk vor. Am 11.Juli 1929 wollte er mit ihr nach Kaiserswerth gehen, als sie in der Graf-Recke-Straße plötzlich seiner Frau begegneten. Kürten schlug seiner Frau die Rose, die Maria Witt ihm mitgebracht hatte, ins Gesicht und ging davon. Seine Frau wiederum schlug nach Aussage der Hausangestellten dann der Nebenbuhlerin ins Gesicht. Vermutlich war Maria Witt nicht froh über den Ausgang des Sonntags, doch im Nachhinein wird sie Kürtens Fraus sehr dankbar gewesen sein: Peter Kürten hatte an diesem Tag seine Schere dabei.

 

Am 11.Juli 1929 oder 21.Juli (Karl Bergs Angaben und sein Kürten-Zitat zum Datum widersprechen sich hier) traf Kürten Maria Maas und ging mit ihr zur Heerdter Kirmes. Ihr hatte er sich als Fritz von der Post vorgestellt. Auf der Kirmes kaufte er ihr Pfirsiche und anschließend gingen sie zu den Rheinwiesen. Dort versuchte er sie zu würgen, doch die Frau wehrte sich und lief zu einem Zelt in der Nähe. Bei der Polizei meldete sie Kürtens Übergriff nicht.

Am 28.Juli 1929 lernte Kürten ein Mädchen in der Freytagstraße kennen und ging mit ihr zum Feuerwerk an die Rheinwiesen. Als er versuchte sie zu würgen, lief es schreiend davon. Ihren Namen wusste Kürten nicht.

Tatort (5): Witt, Maas & das Mädchen aus der Freytagstraße

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[1] Karl Berg: Der Sadist, S.120f.

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