„[…]Wenn ich wüßte, wer der Täter wäre, würde ich hingehen und mir die auf ihn gesetzte Belohnung verdienen. Dann braucht eich nicht mehr zu Hemesath zu gehen und arbeiten. Er hat sich aber darauf nichts anmerken lassen.“[1]
Diese Worte sprach Auguste Kürten irgendwann im Jahr 1929 zu ihrem Mann, so ihre Aussage am 5.7.1930. Das wirft die Frage auf, warum sie nicht gemerkt hat, dass ihr Mann der Vampir von Düsseldorf ist. Drei Punkte scheinen zur Beantwortung dieser Frage wesentlich: Die Arbeitszeiten von Auguste Kürten, die Unabhängigkeit Peter Kürtens innerhalb der Ehe und sein gewöhnliches Auftreten, das auch die Nachbarschaft, seine Kollegen und die ersten Ermittlungen der Polizei überzeugen vermochte.
Von 1928 bis April 1929 war Auguste Kürten in einer Fischbräterei beschäftigt, ab Mitte August arbeitete sie beim Café Hemesath in der Graf-Adolf-Straße (Nr. 14) in der Nähe des Graf-Adolf-Platzes, in dem sie auch oft bis spät Abends und am Wochenende arbeiten musste. Was ihr Mann in der Zeit tat, konnte sie nicht verfolgen.[2][3]
Anfang August, als in Lierenfeld Schützenfest war, kam Peter Kürten einmal erst frühmorgens nach Hause und hatte nasse Strümpfe und schmutzige Schuhe an, dazu trug einen seinen Werktagsanzug. Er war allerdings schon gegen 24 Uhr „in fröhlicher Stimmung“ zurückgekehrt, um dann wieder loszuziehen. An Manschette und Jacket erkannte Auguste Kürten Blut und fragte ihn danach. Er gab an, dass es Nasenblut sei. Auf ihre Frage, ob er mit einem Mädchen zusammen gewesen sei, antwortete er mit Nein.[4] (Die Angaben erinnern an den Mord an Maria Hahn)
Einmal bemerkte Auguste Kürten, dass sie Angst vor dem Düsseldorfer Mörder hätte, worauf Peter ihr anbot, sie von der Arbeit abzuholen und wünschte, dass man den Täter bald fassen könnte. In den Jahren in Düsseldorf habe ihr Mann „viel außerehelichen Verkehr“ gehabt, was Auguste Kürten ertrug, da sie glaubte die Ehe mit Kürten sei ein Strafe für ihre Sünden.[5] Vermutlich war das für sie auch die Erklärung für andere Spuren und sein häufiges Fernbleiben. Für sie war er ein notorische Fremdgeher, aber kein Mörder:
„Daran, daß er Morde verübt hätte, habe ich zunächst nicht gedacht. Dazu hatte ich auch keinen Grund, weil ich ja die mehreren Mädchen, mit denen er verkehrt hatte, soweit sie mir bekannt waren, lebend wußte. Ich habe niemals, hier in Düsseldorf sowenig wie in Altenburg, irgend etwas an meinem Manne bemerkt, das auf einem Mord hingedeutet hätte.“[6]
Nimmt man die Reaktion Auguste Kürtens nach dem Geständnis Peter Kürtens als Maßstab für ihre Redlichkeit, so scheint ihre Aussage zuzutreffen. Es mag schwer zu glauben zu sein, aber Kürten war auch gegenüber seiner Ehefrau unauffällig.
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[1] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.95.
[2] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.46f..
[3] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.92.
[4] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.46.
[5] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.92f..
[6] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.94.
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Die vollen bibliographischen Angaben, soweit hier nicht genannt, sind am unteren Ende der Seite aufgeführt.