„Alter: 34 Jahre (nach eigenen Angaben der Schulte gegenüber);
Stand: Anscheinend Arbeiter (früher angeblich bei der Post auf Paketausgabe beschäftigt gewesen);
Größe: Etwa 1,70m;
Gestalt: Schlank, kräftig;
Haar: Mittelblond;
Bart: Glatt rasiert;
Gesicht: blaß, länglich;
Stirn: hoch;
Augen: blau oder grau – nicht dunkel;
Nase: Schmal, spitz etwas nach aufwärts gebogen;
Zähne: Im Oberkiefer vollständig, im Unterkiefer fehlen – bis auf geringe Stümpfe – die beiden rechten Schneidezähne oder der zweite Schneidezahn und der daneben stehende Eckzahn;
Hände: Saubere Arbeiterhände
Sprache: Hochdeutsch, lispelt etwas, da die Zunge in die bezeichnete Zahnlücke kommt
Besondere Kennzeichen: Hält den Kopf meist etwas nach rechts schief
Bekleidung: Mittelgrauer Anzug mit dickeren Streifen; lange Hose – Schlips und Kragen – grauer Filzhut mit grauem Band – schwarze Schnürschuhe.“[1]
Ermittlungen (8): Das Antlitz des Täters
Eines der fundamentalsten Mittel der Kriminalpolizei zur Ergreifung eines jeden Täters ist die Personenbeschreibung. Doch obwohl Peter Kürten nicht nur ein brutaler Mörder, sondern oft genug auch „nur“ ein brutaler Schläger war, führte dieses Mittel nicht zum Erfolg, was einerseits daran lag, das Kürten keine herausragenden körperliche Kennzeichen besaß, aber anderseits auch daran, dass sich die Zeugenaussagen widersprachen. Am genauesten und ausführlichsten schätzte die Polizei die Beobachtungen von Gertrud Schulte ein, da sie sehr lange mit Kürten zusammen war. Sie beschrieb ihn laut Ernst Gennats Angaben in den Kriminalistischen Monatsheften so:
Im Fall Maria Hahn berichteten zwei Zeugen, die das Opfer im Ausflugslokal Stindermühle mit Kürten gesehen hatten, widersprüchliches über das Aussehen des Mannes. Eine Zeugin berichtete, dass er ca. 28 -30 Jahre alt sei, von kräftiger Gestalt war und dass er einen hellen Anzug und eine Hornbrille mit heller Einfassung trug. Die andere Zeugin (die „etwas phantastisch“ veranlagt war, so das Urteil der Polizei), berichtete von einem Mann im Alter vom 30 – 35 mit schwarzen Haaren und einem Englisch gestutzten Schnurrbart, einem ovalen Gesicht und stechenden Augen sowie einem dunklen Anzug. Übereinstimmend erklärten beide, der Mann hätte den Eindruck gemacht den höheren Ständen anzugehören.
Nach den Lierenfelder Überfällen berichtete Anna Goldhausen, dass der Täter 28 -33 Jahre alt war und einen hellen, grauen oder braunen Anzug getragen habe. Heinrich Kornblum erklärte, der Täter sei 22 -24 Jahre alt, 1,65 m groß und lispele. Das Gesicht sei rund gewesen und er habe eine graue Sportmütze und einen braunen Anzug getragen.
Hubertine Meurer beschrieb den Täter als etwa 30 Jahre alt, mittelgroß und ziemlich kräftig und bartlos. Er machte den Eindruck eines besseren Arbeiters und trug einen dunklen Schlapphut, einen dunkelbraunen oder dunkelgrünen Anzug, wahrscheinlich mit steifem Kragen und Schlips. Ernst Gennat vermerkt dazu: „Die Beschreibung ist mit besonderer Vorsicht aufzunehmen Frau M. hat schon einmal ein nicht in Betracht kommende Person als Täter ‚rekognosziert‘.“[2]
Im Fall Gertrud Albermann beobachtete die Nachbarin den Mann, der mit dem Kind wegging. Er machte auf sie den Eindruck eines besseren Angestellten, das Alter vermochte sie nicht zu bestimmen. Er trug einen dunklen Mantel mit Gürtel und einen ziemlich großen, breitrandigen Filzhut mit Schnitt. Zwei weitere Zeugen meinten nachträglich am Abend des Verschwindens die kleine Gertrud Albermann und einen Mann gesehen zu haben. Sie berichteten, dass der Mann 40-45 Jahre alt gewesen sei, einen schwarzen, herunterhängenden Schnurrbart gehabt habe, der möglicherweise angeklebt gewesen sei. Außerdem habe der Mann ein schmales eingefallenes Gesicht und eine einfache Metallbrille getragen.
Die kritische Beurteilung der Düsseldorfer und Berliner Kriminalisten um Ernst Gennat führte zu dem Schluß, dass kaum eine Personenbeschreibung der Zeugen geeignet war, daraus ein richtiges „Signalement“ zu erstellen. Man kam dem Täter nicht auf die Spur.[3]
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[1] Ernst Gennat: Die Düsseldorfer Sexualverbrechen, S.34.
[2] Ernst Gennat: Die Düsseldorfer Sexualverbrechen, S.37.
[3] Ernst Gennat: Die Düsseldorfer Sexualverbrechen, S.34-39.
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Die vollen bibliographischen Angaben, soweit hier nicht genannt, sind am unteren Ende der Seite aufgeführt.