In den Tagen nach dem 11.August 1929 kam ein Mann irgendwo in Düsseldorf in ein Polizeirevier und gab eine Vermißtenmeldung auf. Er war Schriftsteller und hatte seinem Hausmädchen bereits gekündigt, weil er mit ihm nicht zufrieden war. An besagtem 11.August 1929, einem Sonntag, hatte das Hausmädchen Ausgang und war nicht zurückgekehrt. Man hatte es noch mit einem Mann in einem Sommerlokal zwischen Düsseldorf und Erkrath gesehen und seitdem war es verschwunden. Ins Elternhaus nach Bremen war es auch nicht zurückgekehrt. Die Vermißtenmeldung wurde aufgenommen, doch Maria Hahn blieb unauffindbar.[1][2]
Was war geschehen?
Mitte August, so die Angabe Peter Kürtens im Gespräch mit Prof. Sioli, habe er auf dem Hansaplatz ein Mädchen kennen gelernt, nachdem sie ihn angesprochen habe. Nach einer etwa halbstündigen Unterhaltung verabredeten die beiden einen Spaziergang am folgenden Sonntag im Neandertal. An diesem Tag fuhren die beiden ins Neandertal und gingen dann zurück in Richtung Erkrath. An der Stindermühle, einem bis heute[3] bekannten Ausflugslokal, machten sie zwei Stunden Rast. Dann ging es weiter und sie kamen zwischen Erkrath und Gerresheim am Haus Morp vorbei. Bei Papendell gingen beide in den Wald, um dort, so Kürten, einvernehmlich Geschlechtsverkehr auszuüben. Im Gegensatz zu Maria Hahn kam Kürten nicht zur sexuellen Befriedigung. Sie gingen dann ein Stück weiter und dann begann Kürten das Hausmädchen zu würgen. Anschließend stach er mit der Schere zu und trank aus der Halswunde.[4] Aus der Aussage Kürtens:
„Ich hatte der Hahn zuerst eine Verletzung am Halse beigebracht. Aus dieser Verletzung habe ich Blut in mich aufgenommen von der Hahn, größere Mengen. (Frage [von Prof. Sioli, Anm. JNK]: Sie meinen getrunken?) Ja. Hierbei trat die Auslösung der sexuellen Erregung ein. Das getrunkene Blut habe ich nachher wieder ausgebrochen.“[5]
Nach dem Mord nahm Kürten die Handtasche, in der unter anderem der Hausschlüssel und eine Uhr waren, an sich, warf sie aber in der Nähe in ein Feld.[6] Dann ging Kürten nach Hause und kam am nächsten Abend wieder. Die Leiche war unberührt und Kürten kam auf die Idee sie zu beerdigen. Also lief er wieder nach Hause, holte eine Schaufel und begann, als die Kirchen in Erkrath Mitternacht schlugen, in der Nähe ein Loch zu graben. Die Idee, den Leichnam mit Hilfe von Haken und Schnüren an einem Baum aufzuhängen, verwarf er. Nachdem er das Grab ausgehoben hatte, trug er die Leiche dorthin und begrub sie. Sein blutiges Hemd wusch er anschließend in einem nahen Bachlauf, versteckte die Schaufel und ging dann zur Arbeit.[7]
Da Kürten die Leiche der Maria Hahn vergrub, fiel der Mord nicht auf, erst im November wurde sie gefunden. Prof. Berg stellte bei der Obduktion drei Stichwunden in der Schläfe, sieben oberflächliche Stichwunden am Hals und zehn Stichwunden in der Brust, von denen zwei ins Herz drangen, fest. Ein sexueller Missbrauch wurde nicht fest- gestellt.[8]
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[1] Kriminal-Magazin: Der Massenmörder von Düsseldorf, S.24f.
[2] Karl Berg: Der Sadist, S.97.
[4] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.208f.
[5] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.209.
[6] Karl Berg: Der Sadist, S.122.
[7] Lenk / Kaever (Hg.): Peter Kürten, S.210ff.
[8] Karl Berg: Der Sadist, S.98.
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Die vollen bibliographischen Angaben, soweit hier nicht genannt, sind am unteren Ende der Seite aufgeführt.